Auch bei Mini-Zinsen müssen die USA genügend Anleihen verkaufen, um ihr Doppeldefizit in Haushalt und Handelsbilanz zu decken. Dazu braucht es die Spekulation auf eine Dollaraufwertung. Und dafür wiederum braucht es die Erwartung steigender Dollar-Zinsen. Eine tatsächliche Erhöhung muss deshalb umso weiter hinaus gezögert werden, je schwächer die tatsächliche Lage der US-Wirtschaft ist. Aus geringen Spielräumen müssen möglichst große Hoffnungen resultieren.
Das passt der EZB in den Kram. Denn es schwächt den Euro. Dessen schwacher Außenwert ist das einzig konkrete Ergebnis der quantitativen Lockerung und die wichtigste Stütze der Konjunktur in Euroland.
Die Notenbanken haben die Wahrnehmung der Märkte so stark geprägt, dass die Realität kaum noch Einfluss auf die Erwartungen hat. Die Währungshüter sprechen dann von „gut verankerten Erwartungen“. Diese werden von schlechten Nachrichten aus den USA kaum noch bewegt. Die Indikatoren der FED-Banken von New York und Philadelphia bestätigen klar den Abwärtstrend der US-Industrie. Dieser beginnt auf die ganze Wirtschaft auszustrahlen. Es wird daher ziemlich sicher weder Ende Oktober noch im Dezember sachliche Gründe für die erwartete Zinserhöhung geben.
Fazit: Die US-Geldpolitik gerät damit in ein gefährliches Dilemma. Eine Zinserhöhung würde den Abwärtstrend der Industrie verschärfen und damit Gefahren für die Konjunktur bringen. Verzicht auf die Erhöhung bringt große Risiken für die Finanzmärkte.