EZB baut Bilanz im Schneckentempo ab
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Nach diesem Motto versucht die EZB, die Inflation in der Eurozone zu bekämpfen. Einerseits erhöht die Notenbank die Leitzinsen, wenn auch viel zu langsam. Andererseits nimmt sie aber kaum Liquidität aus dem Markt und reduziert ihren Anleihebestand nur im Schneckentempo. Die Südländer freut das, für den Euro ist das ein Problem. Auch auf auf die Inflation wirkt das zurück.
Die EZB verwässert ihre Anti-Inflationspolitik der Zinserhöhungen mit ihren zaghaften Eingriffen auf der Anleiheseite beim Abbau ihrer Bilanz. Gut 5.000 Mrd. Euro beträgt der Anleihebestand, den die Europäische Zentralbank (EZB) in ihren Büchern hat, so die Commerzbank. Diese gekauften Anleihen wollte die EZB nun wieder aus dem Markt nehmen, macht das aber nur "im Schneckentempo", so Jörk Krämer von der CoBa.
EZB torpediert eigene Inflationsbekämpfung
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat das auf der jüngsten Pressekonferenz der EZB bestätigt. Die EZB wird keine einzige Anleihe aktiv verkaufen (FD 17.12.21). Sie will im zweiten Quartal lediglich die Hälfte der Rückflüsse aus fällig werdenden Anleihen, die sie im Rahmen des 2014 eingeführten APP-Kaufprogramm erworben hatte, nicht mehr in neue Papiere reinvestieren. Die im Rahmen des Pandemie-Kaufprogramms PEPP erworbenen Anleihen (1.684 Milliarden Euro) wird sie bei Fälligkeit dagegen mindestens bis Ende 2024 weiter vollständig wieder anlegen.
Der Anleihebestand der EZB sinkt damit mit einer marginalen Rate von etwa 3% pro Jahr. Das hat ebenfalls die Commerzbank ausgerechnet. Das ist viel weniger als die Rate des Bilanzabbaus der US-Notenbank. Die Fed reduziert den Anleihebestand mit einer Rate von immerhin 10% p.a. Hier zeigt sich, dass die EZB wieder Rücksicht auf die Südländer nimmt, die bei einem schnelleren Bilanzabbau mit zügiger steigenden Zinsen konfrontiert wären. Die Marschroute der EZB wird auch zur Folge haben, dass die Inflation in Europa länger hoch bleibt. Die Fed dagegen agiert konsequenter.
Fazit: Die EZB hält mit ihrem zaghaften Bilanzabbau die Liquidität deutlich hoch. Das schwächt den Euro insbesondere gegenüber dem US-Dollar strukturell. Zudem konterkariert die EZB damit ihren Versuch, die Inflation über die Zinsseite zu bekämpfen. Der Dollar wird kurzfristig vom konsequenteren Agieren der Fed gestützt und hat Luft bis 1,04.