Fed-Dilemma wird immer größer
Zinsen rauf oder nicht? Die Fed verläuft sich immer mehr im Gestrüpp ihrer Zinserhöhungsankündigungen und der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung in den USA.
Die US-Notenbank verstrickt sich immer stärker im Geflecht aus Zinserhöhungsandeutungen und dem tatsächlichen Konjunkturverlauf. Mit ihren deutlichen Hinweisen, die Zinsen (jetzt aber wirklich) Ende 2015 zu erhöhen, hat sich die Fed stark unter Druck gesetzt. Das Problem: Die Zahlen aus der Realwirtschaft passen immer weniger zu dieser Absicht. Dies macht ein Indikator sehr deutlich. Die Profitabilität von US-Firmen steht seit einiger Zeit unter Druck. Ablesbar ist dies unter anderem am Index der Stückgewinne aus laufender Produktion. Der Index gilt als guter Indikator für Trendänderungen im US-Konjunkturzyklus. Seit mehr als zwei Jahren sinken die Stückgewinne im Trend. Das ist insofern überraschend, weil die Unternehmen auf der Kostenseite keinen Druck haben. Die US-Löhne stagnieren trotz des Aufschwungs am Arbeitsmarkt und die Rohstoffpreise sind seit gut einem Jahr im Sinkflug. Daher muss das Problem auf der Verkaufsseite liegen: Offenbar sind die US-Unternehmen nicht in der Lage, höhere Verkaufspreise durchzusetzen. Die Weltwirtschaft befindet sich auch ohne den rasanten Rohstoffpreisverfall in einem Umfeld mit extrem niedrigen Inflationsraten. Für die Unternehmen wird es daher früher oder später nötig sein, auf der Kostenseite gegenzusteuern. Das heißt: Arbeitsplatzabbau oder mindestens ein weiter verlangsamter Stellenaufbau. Dies wiederum macht es für die Fed umso schwerer, ihrem Inflationsziel näher zu kommen. Nichtsdestotrotz schürt die Fed weiterhin die Erwartungen auf eine Anhebung des Leitzinses im Dezember. Am gestrigen Mittwoch betonte Fed-Chefin Janet Yellen, der Dezember-Termin sei eine „echte Möglichkeit“ für eine Zinsanhebung. Fed-Vize Stanley Fischer gab zu Protokoll, dass die Inflation eigentlich gar nicht so weit von ihrem Zielwert entfernt läge. Nach den Äußerungen der Fed-Oberen stieg die Erwartungshaltung der Märkte auf eine Zinserhöhung im Dezember (gemessen anhand der Futures für die Fed Funds-Rate) auf 58%. Der Druck, im Dezember zu handeln, ist aber auch aus anderem Grunde besonders hoch: In einem Präsidentenwahljahr wie 2016 sind der Fed praktisch die Hände gebunden. Es gibt die stille Übereinkunft, dass die Notenbank stillhält, um nicht der Einflussnahme bezichtigt werden zu können.
Fazit: Momentan schürt die Notenbank die Unsicherheit an den Märkten eher, als dass sie sie senkt. Zum Zinstermin am 16.12. wird es an den Devisen- und Aktienmärkten auf jeden Fall unruhig.