Die Märkte blicken gebannt in die USA: Was macht die Notenbank Fed heute? An der historischen Zinsentscheidung scheinen Wohl und Wehe der globalen Finanzmärkte zu hängen. Etwas heikel: Während wir diese Zeilen hier schreiben, warten alle noch in geduldiger Anspannung. Die Entscheidung ist aber gefallen, wenn die meisten von Ihnen diese Zeilen hier lesen.
Problematisch für Anleger ist in dieser Situation, dass die Märkte de facto alles aus jeder Zinsentscheidung machen können. Selten waren die Meinungen und Erwartungen über einen möglichen Zinsschritt so grundsätzlich gespalten. Das deutet darauf hin, dass auch die Positionen am Markt diametral entgegengesetzt sind. Erratische Marktreaktionen in den nächsten Tagen sind somit höchst wahrscheinlich.
Ein neuer Markttrend wird sich aber erst in den nächsten Wochen etablieren. Dafür ist allein ausschlaggebend, wie Fed-Chefin Janet Yellen den Zinsentscheid begründet – ganz unabhängig davon, ob die Zinsen erhöht werden oder nicht.
Denn die Kernfrage für einen neuen Trend lautet: Ist mittel- bis langfristig ein klarer Wachstums- und auch Inflationspfad für die US-Wirtschaft absehbar? Nur wenn die Fed das in Aussicht stellt, würde das bedeuten, dass die Notenbank auch auf einen mittelfristigen Pfad der Zinsanhebungen mit regelmäßigen Schritten einschwenken würde.
So lange dieses Szenario aber nicht klar ist, werden die Märkte weiter über den Kurs der Fed rätseln müssen. Dann werden sie mit Blick auf den nächsten dafür ins Auge gefassten Entscheidungstermin im Dezember spekulieren, ob die Zinsen dann (erneut) erhöht werden. Die Währungshüter müssten ihr zögerliches Verhalten dann ebenfalls fortsetzen – immer mit Blick auf die Wachstums- und Inflationsrate und auf den Arbeitsmarkt. Gibt es also keine klare Prognose für steigende Inflationserwartungen, bleiben die Zins-Spekulationen grundsätzlich bis zur nächsten Fed-Sitzung im Markt.
Anleger halten in dieser Phase am besten die Füße still. Behalten Sie nur die groben Auffanglinien im Blick. Der DAX ist in seiner Seitwärtsrange gefangen. Kritisch wird es, wenn er die Marke von 9.320 Zählern deutlich unterschreitet und darunter schließt. Ähnlich sieht es beim Dow Jones aus. Der sollte nicht unter 15.666 Punkte fallen. Dies würde in beiden Fällen neue Tiefpunkte bedeuten und einen Abwärtstrend signalisieren.
Aus taktischer Sicht sind Abstauberlimits das Mittel der Wahl. Wer – wie wir – daran glaubt, dass der Markt nach den Herbststürmen in den nächsten Monaten wieder deutlich steigen wird, legt sich Wunsch-Kaufkurse für die Aktien seiner Wahl in den Markt.
Fazit: Die Fed-Entscheidung wird kein Tagesereignis, sondern den Blick für ein neues Szenario öffnen. Märkte reagieren oft spontan und erratisch. In der Ruhe danach werden die Fundamentaldaten begutachtet. Dann beginnen die Strategen, sich mittel- und langfristig zu orientieren. Das ist auch unsere Leitlinie. Nach ihr werden wir verfahren und dann in den nächsten Wochen in Ruhe disponieren.