Friedrich Merz kurbelt die Inflation an
Es war eine Lüge mit Ansage: Friedrich Merz toppt als „Umfaller“ noch seine Vorgänger Helmut Kohl und Angela Merkel. Dass die Schuldenbremse ausgesetzt würde, sobald die Union die Wahl gewonnen haben würde, kann jedoch niemanden wirklich überraschen. Hinweise darauf gab es schon vor der Wahl. „Whatever it takes“, ist allerdings eine Frechheit – so viel Chuzpe hat nicht einmal Angela Merkel an den Tag gelegt.
Da der Unionsvorsitzende SPD und Grüne mit ins Boot holen muss, um die Verfassung zu ändern und sich die nötige fiskalische Beinfreiheit zu verschaffen, sorgt dafür, dass die Verschuldung im Grunde unkonditioniert hochgefahren werden kann.
Auch Europa drückt kräftig auf die Tube
Zudem will auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) noch mal kräftig auf die Ausgabentube drücken. 500 Milliarden hier über 10 Jahre, weitere 800 Milliarden dort, das hat vor allem eines zur Folge: eine massive Geldverschwendung. Erneut wird sich die Politik auf diese Weise vor dem drücken, was notwendig wäre: den Ausgabendschungel zu durchforsten und das europäische Bürokratiemonster mit seinen ohnehin schon gewaltigen Ineffizienzen zu zähmen. Der zweite Schritt kommt, der erste wird dann nicht mehr gemacht.
Expansive Schuldenpolitik: Inflation und Zinsen im Aufwärtstrend
Zwar werden die Ausgaben kurzfristig für wirtschaftliche Impulse sorgen. Mittel- und vor allem langfristig birgt das Ausgabenprogramm erhebliche Risiken für Inflation und Zinssätze. Laut einer aktuellen Analyse von Dr. Jörn Quitzau, Ökonom bei der Schweizer Privatbank Bergos, könnte Deutschland seine Schuldenquote in den kommenden Jahren drastisch erhöhen. Die Auswirkungen dieser Politik betreffen nicht nur den deutschen Finanzmarkt, sondern auch den gesamten Euroraum.
Massive Neuverschuldung in Europa
Die geopolitischen Spannungen und der Eklat im Weißen Haus haben die Verteidigungspolitik Europas verändert. Die Europäische Union plant allein für militärische Zwecke Schulden in Höhe von 150 Milliarden Euro, während Deutschland ein schuldenfinanziertes Infrastrukturprogramm von 500 Milliarden Euro auflegt.
Gleichzeitig wird die Schuldenbremse gelockert, sodass höhere Verteidigungsausgaben nicht mehr durch Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden müssen. Dies ermöglicht eine noch expansivere Finanzpolitik mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen.
Inflationsgefahr durch hohe Staatsausgaben
Durch die massiven neuen Ausgaben treffen zusätzliche Investitionen auf bereits knappe Kapazitäten, insbesondere im Bau- und Verteidigungssektor. Eine erhöhte Nachfrage bei begrenztem Angebot kann zu steigenden Löhnen und Preisen führen. Eine Rückkehr zu dauerhaft höheren Inflationsraten über dem 2-%-Ziel der EZB wird zunehmend wahrscheinlich, ja sicher.
Laut Quitzau könnte die EZB in eine fiskalische Dominanz geraten – also gezwungen sein, durch geldpolitische Maßnahmen die Zinslast der Staaten zu verringern. Dies würde ihre Unabhängigkeit weiter einschränken und langfristig zu einer höheren Inflationsrate führen, ohne dass die Notenbank effektiv gegensteuern kann.
Schuldenexplosion und steigende Zinsen
Die deutsche Schuldenquote liegt derzeit bei etwa 60 % des BIP, könnte aber bis 2033 auf über 100 % steigen, so Quitzau. Dieser massive Anstieg würde Deutschland seine Rolle als sicherer Hafen für Investoren kosten und die Stabilität der Eurozone gefährden. Noch hat Deutschland ein Triple-A, also die höchste Bonitätsnote der internationalen Ratingagenturen. Das ist nun in Gefahr. Fällt die Bonitätseinstufung, wird die Geldaufnahme schlagartig teurer – für alle Staaten in der EU, aber auch für die Unternehmen.
Zudem wächst der Druck auf die Zinsen. Die Finanzmärkte haben bereits auf die neuen Verschuldungspläne reagiert – Renditen steigen, und Investoren fordern höhere Risikoaufschläge. In Deutschland sind die Renditen für Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit über Nacht vom 4. Auf den 5. März um fast 30 basispunkte von 2,50 auf 2,80% nach oben geschossen. Wenn sich Deutschland und andere Länder zu stark verschulden, könnte der Euro an Vertrauen verlieren, was wiederum Kapital in alternative Anlageformen lenkt.
Anlageempfehlungen für Investoren
Für Anleger ergibt sich aus dieser Entwicklung eine veränderte Risikobewertung. Europäische Staatsanleihen dürften in den kommenden Jahren zunehmend unattraktiv werden, insbesondere bei einer weiter steigenden Inflationsrate. Wer in Anleihen investieren möchte, sollte daher auf kürzere Laufzeiten setzen oder Anleihen aus stabileren Regionen bevorzugen.
Gleichzeitig könnte Gold als Absicherung an Bedeutung gewinnen. Historisch hat sich Gold in Phasen hoher Inflation und geldpolitischer Unsicherheiten als wertbeständiger Hafen erwiesen. Investoren, die sich gegen Währungsabwertung und Inflation schützen möchten, sollten einen strategischen Anteil ihres Portfolios in physischem Gold oder Gold-ETFs halten.
Inflation als neues Normal?
Kurzfristig mag die expansive Finanzpolitik Wachstumsimpulse setzen, doch langfristig drohen höhere Inflationsraten, steigende Zinsen und eine zunehmende Instabilität in der Eurozone. Für Anleger bedeutet dies: Augen auf bei europäischen Staatsanleihen und verstärkter Blick auf Gold als Krisenschutz.