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Zinssenkungen trotz unsicherer Inflation

Gefühlte Inflation und Realität: Zentralbanken in der Zwickmühle

Die Zentralbanken senken die Zinsen, obwohl die Inflationsziele noch nicht erreicht sind. Experten wie Gunter Schnabl warnen vor den Risiken einer verfrühten Zinssenkung. Während die offiziellen Inflationsraten sinken, bleibt die gefühlte Inflation hoch. Droht eine neue Inflationswelle? Unternehmer und Anleger sollten wachsam bleiben.

Die Notenbanken spielen ein gefährliches Spiel. Davon ist Gunter Schnabl vom Flossbach von Storch Research Institute überzeugt. Die Inflation ist zwar offiziell gesunken. Im Euroraum fiel sie von 10,6 % (Oktober 2022) auf 1,8 % im September 2024, in den USA von 9,1 % (Juni 2022) auf 2,5 % im August 2024. In Deutschland lag sie im September 2024 sogar bei nur 1,6 %. Dennoch könnten die jüngsten Zinssenkungen der Zentralbanken verfrüht sein und das Inflationsproblem weiterhin bestehen. Die Gefahr ist laut Schnabl nicht gebannt.

Experten warnen, dass die offiziellen Preisindizes den tatsächlichen Inflationsdruck nicht vollständig erfassen. In Deutschland liegt die gefühlte Inflation bei 13,1 % im zweiten Quartal 2024 – das ist weit über der gemessenen. Auch der Preisanstieg bei Vermögenswerten wie Immobilien und Aktien bleibt unberücksichtigt.

Steigende Löhne als Preistreiber

Steigende Löhne, besonders im Dienstleistungssektor, treiben die Preise weiter an, was sich in einer Preissteigerung von 3,8 % im September 2024 bei Dienstleistungen zeigt. Gewerkschaften nutzen ihre gestärkte Verhandlungsposition, um höhere Löhne durchzusetzen. Die hohe Liquidität im Finanzsystem und die immense Staatsverschuldung, in den USA aktuell über 35 Billionen Dollar, erhöhen zudem das Risiko einer erneuten Inflation. Kapitalflucht ins Ausland könnte den Euro schwächen und importierte Güter verteuern.

Zinssenkungen trotz nicht erreichter Ziele

Die Notenbanken schauen offenbar weg. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht die große Inflationswelle bereits auslaufen. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed haben ihre Zinspolitik gelockert. Und das, obwohl die Inflationsziele von 2 % noch nicht vollständig erreicht sind. Die EZB senkte im Juni 2024 die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte, gefolgt von weiteren 0,25 Punkten im September beim Zinssatz auf die Einlagenfazilität und sogar 0,6 Prozentpunkten beim Hauptrefinanzierungssatz. Die Fed reduzierte die Zinsen im September 2024 unerwartet stark um 0,5 Prozentpunkte.

Fazit: Die große Herausforderung bleibt, das Vertrauen in die Währungen und die Stabilität der Wirtschaft wiederherzustellen. Sollten sich die Notenbanken verschätzen, wie sie es in der Vergangenheit schon mehrfach getan haben, könnte das angeschlagene Vertrauen der Verbraucher dies- und jenseits des Atlantiks schweren Schaden nehmen. Heftige Schwankungen auf den Zins- und Währungsmärkten sind dann wahrscheinlich. Unternehmer und Anleger sollten das im Auge behalten.
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