Israel vor unruhigen Zeiten, Ägypten vor neuen Projekten
Schwacher Export
Die Inflation kommt in der Türkei zurück. Sie war mit 7,3%-7,5% schon in den letzten beiden Monaten hoch. Dennoch haben die Währungshüter Ende Februar den Reposatz nochmals um 25 Basispunkte gesenkt und mittels gelockerter Reservesätze zusätzliche Liquidität freigesetzt. Der Export ist schwach, die Binnennachfrage ebenfalls. Die Industrieproduktion war zuletzt rückläufig. Diese Nachfrageschwäche begrenzt die Inflation und vor allem das Leistungsbilanzdefizit. Das dürfte den Währungshütern willkommen sein. Die ausstehende Straffung in den USA dürfte die Finanzierungsbedingungen der Türkei empfindlich treffen. Weitere Lockerungen sind aus unserer Sicht erst wahrscheinlich, wenn sich die Konjunktur weiter abschwächen sollte. Problematisch bleibt der politische Druck durch Präsident Erdogan. Er würde gerne vor den im Juni anstehenden Parlamentswahlen mit einem kräftigen Aufschwung werben. Dabei schert er sich wenig um die Stabilitätsrisiken.
Fazit: Die aktuelle Lage spricht eher für eine stabile Lira. Risiken kommen von den Finanzmärkten und von der Politik (Erdogan!) her.
Frieden abgewählt
Israels Wirtschaft lieferte mit annualisierten 7,2% Wachstum im 4. Quartal eine kräftige Erholung. Sie folgt auf die vom Gaza-Krieg verursachte Schwäche. Der Export und die Binnennachfrage lieferten positive Beiträge. Anders als erwartet liegt die Inflation mit zuletzt -1% klar im negativen Bereich. Das beantworteten die Währungshüter mit einer weiteren Zinssenkung auf jetzt noch 0,1%. Trotz der Schwäche der privaten Nachfrage hat sich auch der Einkaufsmanager-Index erholt. Er notierte per Januar erstmals seit vergangenem Mai wieder über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Die positiven Aussichten sind allerdings bedroht. Denn das Wahlergebnis ist ein klares Votum gegen Friedensverhandlungen.
Fazit: Der Schekel hatte zunächst von den QE-Beschlüssen der EZB profitiert. Danach aber zeigte er wieder Schwächen, die sich in den nächsten Monaten durchsetzen werden.
Neue Projekte
Ägyptens Wirtschaft erholt sich nach dem Ende der politischen Unruhen. Das zu Ende gehende Fiskaljahr 2014/15 (per 30.6.) wird mit rund 4% Wachstum abschließen. Das folgende wird von Finanzminister Hany Kadri mit 5,5%-6% geplant. Angesichts der öffentlichen Bauprojekte (erweiterter Suez-Kanal, neues Kairo) scheint das auch erreichbar. Zudem will die Regierung ihre Sozialpolitik neu ausrichten. Es soll direkte soziale Unterstützung durch individuelle Transferzahlung anstelle der wenig effizienten Nahrungsmittel- und Energiesubventionen geben. Sollte es jedoch zu neuer Unzufriedenheit auf breiter Front kommen, können Unruhen jederzeit wieder aufflammen. Schließlich ist das neue Regime nahezu mit dem alten identisch. Es lebt daher mit den gleichen Risiken.
Fazit: Solange die Ruhe hält und die Erholung Bestand hat, dürfte auch das Pfund noch zulegen.
Wahlzeiten
In einer Woche wird ein neuer Präsident gewählt. Amtsinhaber Goodluck Jonathan will ein zweites Mandat gegen seinen Herausforderer Muhammadu Buhari erhalten. Dieser bringt zwei wichtige Trümpfe mit: Erstens wird dem Ex-General Buhari eher ein Erfolg gegen Boko Haram zugetraut. Zweitens gelang es ihm, den ehemaligen Generalstaatsanwalt von Lagos und respektierten Korruptionsbekämpfer Osinbajo als Vize-Kandidaten ins Boot zu holen. Damit beweist das Oppositionsticket auf den beiden wichtigsten Feldern hohe Kompetenz. Zumindest dürfte die Wahl knapp werden.
Fazit: Die wirtschaftspolitischen Perspektiven klären sich erst nach der Wahl. Buhari und Osinbajo könnten für die Wirtschaft das bessere Team stellen.
Es bleibt schwach
Das 4. Quartal brachte mit 4,1% Wachstum (annualisiert) einen kleinen Aufschwung. Unterm Strich läuft es für 2014 dennoch nur auf magere 1,5% hinaus. Private Nachfrage und Konsum waren zuletzt sogar rückläufig. Der Export profitiert kaum vom schwächeren Rand. Einzig positiver Aspekt ist die relative Ruhe an der Inflationsfront. Sie liegt mit derzeit 3,9% innerhalb des Zielbereichs von 3%-6%. Allerdings dürften sowohl die Importpreise wegen des schwachen Rand als auch die Energiepreise für Auftrieb sorgen. Daher kommen Zinssenkungen derzeit kaum in Betracht. Die strukturellen Probleme wie die unzureichende Energieversorgung werden kaum angegangen. Präsident Zuma und seine ANC-Regierung sind mit der Verteidigung ihrer Ämter gegen die wachsende Zahl der Skandale ausgelastet.
Fazit: Bessere Perspektiven setzen einen derzeit unwahrscheinlichen politischen Wandel voraus. Daher wird der Rand per Saldo nachgeben.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost und Afrika
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Türkei | TRL | 2,77 | 2,79 | 2,85 | neutral |
3m-Zins | 10,04 | 9,5 | 9,5 | ||
Israel | ILS | 4,32 | 4,40 | 4,50 | unsicher |
3m-Zins | 0,1 | 0,1 | 0,1 | ||
Ägypten | EGP | 8,15 | 8,30 | 8,20 | unsicher |
3m-Zins | 9,34 | 9 | 8,5 | ||
Nigeria | NGN | 212,4 | 217 | 225 | unsicher |
3m-Zins | 11,8 | 12 | 12 | ||
Südafrika | ZAR | 13,10 | 13,50 | 14,10 | neutral |
3m-Zins | 6,11 | 6,1 | 6,0 |