Lagarde fordert Ausbau der Eurozone
IWF-Chefin Christine Lagarde wiederholte jüngst in Berlin die Vorschläge des IWF zum institutionellen Ausbau der Eurozone. Im Kern geht es dabei vor allem darum, den Euro-Rettungsschirms ESM in einen Europäischen Währungsfonds umzuwandeln. Weitere Baustellen sind eine Bankenunion und eine vereinheitlichte EU-Finanzpolitik.
Die dahinterstehende Diagnose dürfte unstreitig sein. Die Eurozone ist gegenwärtig eine halbfertige Baustelle und alles andere als krisenfest. Jenseits der Frage, ob die Vorschläge aus Washington sinnvoll sind, ist hier zunächst die Tatsache zu sehen, dass der IWF mit seinem Vorstoß eine Politik betreibt, die die eigene Bedeutung und den eigenen Einfluss reduziert. Das ist bei der bislang klar von US-Interessen dominierten Organisation einigermaßen überraschend. Sofern das nicht dem persönlichen Einfluss Lagardes innerhalb des IWF zugeschrieben werden kann (ihre Vorgänger waren in dieser Richtung nicht so erfolgreich), wäre dies ein weiteres Signal, dass sich die USA aus der internationalen Politik zurückziehen und die Europäer auch in dieser Hinsicht auf sich allein gestellt sind.
Fazit: Berlin ist jetzt stärker gefordert, die Führung zu übernehmen, wenn die Eurozone nicht zum Spielball fremder Interessen in den aktuellen geopolitischen Spannungen werden soll.