Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2142
Konsequenzen für Anlagen in nominalen Wertpapieren

Notenbank lassen kontinuierlich eine höhere Inflation zu

2%: das war mal die rote Linie für die Inflationsrate für die US-Notenbank und mehr noch für die EZB. Doch die Notenbanken arbeiten seit langem konsequent darauf hin, diese rote Linie immer blasser aussehen zu lassen. Im Grunde ist sie eine gestrichelte Linie mit großen Lücken und nur noch dünnen Strichen. Was bedeutet das für Anleger?

Die US-Notenbank Fed scheint die Latte für Zinssenkungen niedriger zu legen. In dieser Woche wies Fed Chef Jerome Powell darauf hin, dass die Abkühlung des US-Arbeitsmarktes bedeute, dass eine potenzielle Quelle für eine anhaltend hohe Inflation verschwunden sei. Laut Powell sei der Arbeitsmarkt „keine Quelle für einen breiten Inflationsdruck auf die Wirtschaft“. 

Powell: Abschwächung am Arbeitsmarkt unerwünscht

Der Fed-Chef deutete zugleich an, dass jede weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes unnötig und unerwünscht wäre: Die Balance zwischen der Sicherstellung einer Rückkehr der Inflation zum 2%-Ziel der Fed und der Verhinderung eines starken Anstiegs der Entlassungen zu finden, sei „die Hauptsache, die mich nachts wachhält“, sagte Powell am Mittwoch. Die Arbeitslosenquote ist in den USA von 3,7% Ende vorigen Jahres auf 4,1% im Juni gestiegen. Hauptursache waren geringere Einstellungszahlen, nicht Entlassungen.

Powell misst vor allem den in der Corona-Zeit durch staatliche Maßnahmen durcheinandergebrachten Lieferketten einen wesentlichen Anteil am zeitweisen Inflationsanstieg zu. Nach den jüngsten Daten des US-Arbeitsministeriums von gestern liegt die Inflationsrate nun bei 3,0%, also nach wie vor oberhalb der früher als rote Linie gesetzten 2%-Schwelle.

Frühere Zinsschritte, höhere Inflationsraten

Verschiedene Beobachter der US-Zinspolitik gehen davon aus, dass ein erster Zinsschritt nach unten nun doch schon im September erfolgen könnte. Seit letztem Juli liegt der Leitzins zwischen 5,25% und 5,5%, dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Sollte dies geschehen, ist das Ausdruck dafür, dass die Fed dem Arbeitsmarkt und der Furcht vor zunehmenden ein höheres Gewicht beimisst als der Inflationsrate. Kurz: Die Fed scheint versucht, das „Mindset“ der Märkte langsam, aber kontinuierlich dahin zu verändern, dass dauerhafte Inflationsraten oberhalb von 2% als akzeptabel angesehen werden.

Europa: EZB akzeptiert dauerhaft Raten über 2%

In einer Videokonferenz mit dem Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, kam in dieser Woche ebenfalls zum Ausdruck, dass die Inflation zwar immer noch nach unten tendiere, aber vorerst nicht mehr die Niveaus der beiden ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts erreichen werde. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass vor allem die Demografie (Arbeitsmarkt) und die Energiewende mit ihren ausufernden Kosten für ein anhaltend erhöhtes Inflationsniveau von 2% + x sorgen werden. Schmieding: "Die Inflation dürfte Ende 2026 wieder bei etwa 2,5% liegen." Eine Meinung, die wir auch in FUCHS DEVISEN vertreten. Das bedeutet: Die Notenbanken legen sukzessive ihr Inflationsziel von nahe bei 2% zu den Akten.

Die EZB ist seit Anbeginn diesen Weg der Aufweichung der Geldwertstabilität gegangen: Im Jahr 1998, dem Gründungsjahr der EZB, wurde das Ziel von "unter 2 %" festgelegt, jedoch ohne eine explizite untere Grenze zu setzen. Dann kam bereits 2003 eine erste Satzungsänderung, also schon wenige Jahre nach der Gründung der EZB und unmittelbar nach der Einführung des Euro. Preisstabilität wurde dabei als Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von unter, aber nahe 2% definiert. Die EZB führte zugleich eine "Zweipfeilerstrategie" ein, die sowohl eine wirtschaftliche als auch eine monetäre Analyse umfasst. 
Am 8. Juli 2021 verabschiedete der EZB-Rat eine neue geldpolitische Strategie. Seitdem hat sie ein symmetrisches mittelfristiges Inflationsziel von 2%. Dies bedeutet, dass Abweichungen nach oben und unten gleichermaßen berücksichtigt werden sollen. Im Ergebnis heißt das, dass die EZB über längere Zeit Inflationsraten oberhalb von 2% in Kauf nehmen kann, ohne gegen die eigene Satzung zu verstoßen, die sie ja schon bei der Staatenfinanzierung mehr als strapaziert. Diese Schritte gingen einher mit einem kontinuierlich schwindenden personellen Einfluss der auf straffe Geldwert Stabilität ausgerichteten deutschen Ökonomen in der EZB … ein Versprechen, das ursprünglich Finanzminister Theo Waigel (CSU) und Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) gebetsmühlenartig wiederholt hatten, um die deutsche Bevölkerung für die Einheitswährung Euro zu gewinnen. Schon Kanzlerin Merkel unterstützte diese Linie nicht mehr – ein entscheidender Grund, warum verschiedene Kandidaten für den EZB-Vorsitz, wie Axel Weber oder zuletzt Jens Weidmann, das Amt ablehnten. Die 60% Staatschuldengrenze hatte noch nie eine tatsächliche Bedeutung. Sie wurde von den Euro-Staaten, voran Frankreich und Deutschland nie ernst genommen und von Brüssel nie ernsthaft sanktioniert. Im Gegenteil: auch Brüssel hat die Grenzen für die Staatsverschuldung konsequent aufgeweicht.
Fazit: Perspektivisch werden Inflationsraten über 2% ausreichen, um Zinssenkungen durchzuführen. Dies kommt nicht zuletzt der Finanzpolitik der EU-Staaten wie auch Washingtons entgegen, denn Geldentwertung bedeutet immer auch eine höhere Schuldenlasttragfähigkeit der Staaten, die gerade wieder kräftig in den Mustopf greifen. Für Anleger heißt das, dass sie längere Laufzeiten für Anleihen und Festgeld meiden sollten.
Meist gelesene Artikel
  • Ohne Mut, ohne Führung: Wie Merz die CDU schwächt

Friedrich Merz: Ein Kanzlerkandidat ohne Kanzlerformat

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber. © Foto: Verlag FUCHSBRIEFE
Friedrich Merz, einst gefeiert als konservativer Hoffnungsträger und scharfsinniger Redner, entpuppt sich in der Realität als das Gegenteil dessen, was Deutschland in einer politisch und wirtschaftlich angespannten Zeit braucht: einen starken Kanzler, kommentiert FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
  • Performance-Projekte: Gewinner und Verlierer im Überblick

Vermögensverwalter versus ETF-Portfolio: Wenig Licht und viel Schatten

Ein Performance-Projekt ist ein Marathonlauf über 5 Jahre und länger. Illustration erstellt mit ChatGPT
Nur 16 % der Vermögensverwalter schlagen die ETF-Benchmark – ein ernüchterndes Ergebnis für die Branche. Doch einige Häuser glänzen in der FUCHS | RICHTER Performance-Analyse 2024 mit beeindruckenden Ergebnissen. Welche Strategien lohnen sich für Anleger wirklich?
  • Fuchs plus
  • Champerty Bill: Ein neues Gesetz könnte den Anleihenmarkt erschüttern

Schwellenländeranleihen drohen massive Kursverluste

Ein Gesetzesvorhaben in New York könnte den Anleihenmarkt auf den Kopf stellen – insbesondere für Schwellenländer. Die "Champerty Bill" soll spekulative Klagen gegen zahlungsunfähige Staaten einschränken. Investoren müssen sich darauf vorbereiten, denn trotz der Trump-Regierung bleibt das Gesetz ein heißes Thema. Wie können Anleger darauf reagieren?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Der Investmentprozess der Globalance Bank in TOPS 2025

Überzeugend strukturierter Investmentprozess bei der Globalance Bank

© Verlag FUCHSBRIEFE mit DALL*E und Adobe Express
Die Globalance Bank überzeugte mit ihrem innovativen Investmentprozess, der Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung vereint. Die Jury lobte besonders die Integration von Biodiversitätsmetriken und Patentanalyse, kritisierte jedoch die unzureichende Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse in der Präsentation. Trotz dieser Schwächen bleibt die Bank eine führende Kraft im Bereich nachhaltiger Vermögensverwaltung, mit Potenzial für Optimierung in der Kundenansprache.
  • Fuchs plus
  • Warum die globale Kreditvergabe ungleicher wird

Schwellenländer im Kreditstau – der Dollar wird knapper

Die globale Kreditvergabe wächst weiter, doch viele Schwellenländer geraten ins Hintertreffen. Während entwickelte Volkswirtschaften von Kapitalzuflüssen profitieren, leiden Schwellenländer unter den Folgen der restriktiven Geldpolitik der Fed und EZB. Der Druck auf ihre Währungen steigt, denn der Zugang zu US-Dollar- und Euro-Krediten wird knapper. Welche Folgen hat das für die Emerging Markets?
  • Fuchs plus
  • Unaufhörlicher Aufwärtstrend bei Goldpreisen

Goldpreise schnellen in die Höhe

Hoch, höher, am höchsten... Der Goldpreis schnellt in die Höhe, scheinbar ohne Halt. Der Anstieg über die 3.000 Dollar-Marke ist nur noch eine Frage der Zeit.
Zum Seitenanfang