Notenbank lassen kontinuierlich eine höhere Inflation zu
Die US-Notenbank Fed scheint die Latte für Zinssenkungen niedriger zu legen. In dieser Woche wies Fed Chef Jerome Powell darauf hin, dass die Abkühlung des US-Arbeitsmarktes bedeute, dass eine potenzielle Quelle für eine anhaltend hohe Inflation verschwunden sei. Laut Powell sei der Arbeitsmarkt „keine Quelle für einen breiten Inflationsdruck auf die Wirtschaft“.
Powell: Abschwächung am Arbeitsmarkt unerwünscht
Der Fed-Chef deutete zugleich an, dass jede weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes unnötig und unerwünscht wäre: Die Balance zwischen der Sicherstellung einer Rückkehr der Inflation zum 2%-Ziel der Fed und der Verhinderung eines starken Anstiegs der Entlassungen zu finden, sei „die Hauptsache, die mich nachts wachhält“, sagte Powell am Mittwoch. Die Arbeitslosenquote ist in den USA von 3,7% Ende vorigen Jahres auf 4,1% im Juni gestiegen. Hauptursache waren geringere Einstellungszahlen, nicht Entlassungen.
Powell misst vor allem den in der Corona-Zeit durch staatliche Maßnahmen durcheinandergebrachten Lieferketten einen wesentlichen Anteil am zeitweisen Inflationsanstieg zu. Nach den jüngsten Daten des US-Arbeitsministeriums von gestern liegt die Inflationsrate nun bei 3,0%, also nach wie vor oberhalb der früher als rote Linie gesetzten 2%-Schwelle.
Frühere Zinsschritte, höhere Inflationsraten
Verschiedene Beobachter der US-Zinspolitik gehen davon aus, dass ein erster Zinsschritt nach unten nun doch schon im September erfolgen könnte. Seit letztem Juli liegt der Leitzins zwischen 5,25% und 5,5%, dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten. Sollte dies geschehen, ist das Ausdruck dafür, dass die Fed dem Arbeitsmarkt und der Furcht vor zunehmenden ein höheres Gewicht beimisst als der Inflationsrate. Kurz: Die Fed scheint versucht, das „Mindset“ der Märkte langsam, aber kontinuierlich dahin zu verändern, dass dauerhafte Inflationsraten oberhalb von 2% als akzeptabel angesehen werden.
Europa: EZB akzeptiert dauerhaft Raten über 2%
In einer Videokonferenz mit dem Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, kam in dieser Woche ebenfalls zum Ausdruck, dass die Inflation zwar immer noch nach unten tendiere, aber vorerst nicht mehr die Niveaus der beiden ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts erreichen werde. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass vor allem die Demografie (Arbeitsmarkt) und die Energiewende mit ihren ausufernden Kosten für ein anhaltend erhöhtes Inflationsniveau von 2% + x sorgen werden. Schmieding: "Die Inflation dürfte Ende 2026 wieder bei etwa 2,5% liegen." Eine Meinung, die wir auch in FUCHS DEVISEN vertreten. Das bedeutet: Die Notenbanken legen sukzessive ihr Inflationsziel von nahe bei 2% zu den Akten.