Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2307
Die EZB träumt weiter

Notenbanken in der Feuertaufe

Europas Geldfeuerwehr hat nicht genug Wasser im Tank. Nahaufnahme des Schutzhelms am Feuerwehrauto in der Feuerwache. © Foto: envato elements, lightfieldstudios
Seit ihrer Entstehung hatte die EZB – politisch gesehen – einen angenehmen Job. Sie konnte in der Rolle der Feuerwehr die Zinsen absenken. Das machte Politik, Unternehmen und Verbrauchern das Leben leichter und sicherte ihr die Sympathien weiter Teile der Gesellschaft und auch Wissenschaft. Doch jetzt muss sie ein Feuer austreten, das sie selbst mit entfacht hat: die Inflation. Aber sie hat kaum Wasser im Tank. Daher übt sie sich – anders als die Fed – im Gesundbeten.

Auch nach weiteren 50 Basispunkten Zinserhöhung: Fed und EZB haben ihren Job noch längst nicht getan. Die Märkte haben zu früh in den Euphorie-Modus geschaltet. Der Leitzins – die Fed-Funds-Rate – wird 5%+x erreichen und dort eine Weile verharren. Denn es gilt der Leitsatz von Yale-Professor Stephen Roach: „ Mit einem negativen realen Leitzins wird die Inflation nicht in den Griff zu bekommen sein“.

Die Leitzins-Inflations-Lücke ist in den USA immer noch beträchtlich. Sie beträgt auch nach dem jüngsten zaghaften Preissteigerungsrückgang auf 7,1% und der Zinserhöhung der Fed auf 4,50% beträchtliche 250 Basispunkte. Roach, der 30 Jahre lang für den US-Anlagemanager Morgan Stanley zuletzt als Chefvolkswirt arbeitete, bezeichnet das lange Festhalten der Fed an Niedrigzinsen als „großen Fehler“. Den werde sie nun zu kompensieren versuchen. Er habe auf einer auch in der akademischen Welt weit verbreiteten „Fehleinschätzung“ beruht, es handle sich bei der Inflation um einen „temporären Schock“.

Milder Konjunkturrückgang spricht für höhere Leitzinsen

Auch die sich häufenden Meldungen über einen milder als erwartet verlaufenden Konjunkturrückgang sprechen für höhere Zinsen. Von einer Rezession ist zumindest für die USA nicht mehr die Rede, dafür von zwei aufeinanderfolgenden Jahren mit Mini-Wachstum von 0,5%.

Der Kurs der Fed ist somit klar: Die Treppenstufen, die sie bei den Zinserhöhungen nimmt, werden kleiner. Von 75 Basispunkten auf jetzt 50 werden sie im kommenden Jahr auf 25 zurückgehen. Vorausgesetzt, die Inflation behält ihre Abwärtstendenz bei. Die Fed erwartet im Durchschnitt des kommenden Jahres 3,1% Preissteigerungsrate und 2,5% im darauffolgenden Jahr 2024.

Fed-Erwartung: 2025 treffen sich Leitzins und Inflationsrate bei 2,0%

Parallel soll sich die Inflationsrate von 5,6% im Jahresdurchschnitt 2022 über 3,1 und 2,5% auf 2,1% im Jahr 2025 zurückentwickeln. Danach soll dann die Fed-Zielmarke von 2,0% wieder erreicht sein und gehalten werden. 2025 also treffen sich Inflationsrate und Leitzins bei 2,0%, lautet das Szenario. Somit sind noch etliche Stufen zu nehmen, bis der Treppenabsatz erreicht ist, auf dem die Notenbank verschnaufen darf.

Legt man dieselbe Messlatte an den Euroraum an, sieht man, wie weit die EZB noch von einem inflationsdämpfenden Zins entfernt ist. Nach dem jüngsten Zinserhöhungsschritt ist der Leitzins in der Eurozone gerade mal bei 2,5%, die Inflationsrate bei 10,0% – eine Lücke von 7,5 Prozentpunkten. Diese ist damit dreimal so groß wie jene, die die Fed zu schließen hat.

Die EZB hat noch immer keinen klaren Kompass

Doch die EZB ist gefesselt in ihren Handlungen. Aufgrund der verkorksten Zusammensetzung des Euroraums ist die Zentralbank nicht frei in ihren Handlungen und nicht fokussiert auf ihr Kernziel, die Geldwertstabilität. Stattdessen werden ihre Handlungen vom schwächsten Glied in der Kette bestimmt: Italien. Das macht Frankfurt unentschlossen sowohl bei den Leitzinsen als auch beim Abbau des gewaltigen Bestands an Staatsanleihen. Wie die EZB glauben kann, dennoch – wie die Fed – bereits 2025 die Inflationsrate wieder auf 2,0% zu bekommen, bleibt ihr Geheimnis und das vieler Volkswirte.

Fazit: Wir rechnen damit, dass die Fed 2023 auf einem restriktiven Kurs verharren wird, selbst wenn dies zulasten des Wachstums und einer leicht steigenden Arbeitslosigkeit geht. 2024 sind in den USA wieder Präsidentschaftswahlen und da wird sich die Fed bei den Zinsen lieber zurückhalten wollen. Die EZB wird ihre Zinsen ebenfalls in die Nähe von 5,0% bringen müssen, um den Preisauftrieb in den Griff zu bekommen.

Empfehlung: Es wird sich rechnen, im nächsten Jahr Anleihen-Portfolios aufzustocken und dabei auch längerfristige Zinsbindungen zu wählen. Die Marktzinsen dürften dann einen Gipfelpunkt erreichen.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Erste Raketenstarts kommerzieller Unternehmen in Europa geplant

Raumfahrt-Startups erwachen

Europäische Raumfahrt-Startups kommen mit ihren Entwicklungen voran. Isar Aerospace hat erstmals seine Rakete Spectrum getestet, weitere Unternehmen werden bald folgen.
  • Fuchs plus
  • Anlagechancen in Pakistan

Pakistanische Rupie erreicht Unterstützung

Pakistans wirtschaftliche Herausforderungen, darunter hohe Auslandsverschuldung und sinkende Währungsreserven, führen zu einer Rupienabwertung. Doch das IWF-Programm bietet Hoffnung: Stabilisierung der Reserven und Unterstützung bei Verbindlichkeiten. Investoren sehen Chancen in US-Dollar-Anleihen mit hohen Renditen und dem einzigen ETF auf den MSCI Pakistan.
  • Fuchs plus
  • Mitarbeiter einbinden, um Automatisierung erfolgreich zu machen


Studie: Betriebsräte machen Automatisierung erfolgreicher

Unternehmen mit Betriebsrat erreichen eine höhere Produktivität, wenn Bereiche eines Unternehmens automatisiert werden. Es sind vor allem zwei Faktoren, die dabei eine wesentliche Rolle spielen.
Neueste Artikel
  • Monitoring bestätigt positiven Eindruck zur KIRIX Vermögensverwaltung AG 

KIRIX überzeugt mit Selbstauskunft

Illustriert mit ChatGPT und Canva
Die KIRIX Vermögensverwaltung AG legt großen Wert auf Kundenzufriedenheit, transparente Prozesse und verantwortungsvolle Beratung. Dies ergab eine freiwillige Selbstauskunft die anhand eines Fragebogens durch KIRIX zuletzt beantwortet wurde. Auch das Monitoring durch die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz ergab keine Hinweise auf nachteilige oder unethische Handlungen. Mit einem klaren Beschwerdemanagement und öffentlich zugänglichen Berichten bleibt die Vertrauensampel für KIRIX fortwährend auf Grün.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2025: Haspa Private Banking in der Ausschreibung

Gutes Mittelfeld

Erstellt mit Canva und ChatGPT
Die Elbe prägt seit Jahrhunderten die Entwicklung und den Charakter der Hansestadt Hamburg und ist eine ihrer wichtigsten Lebensadern. Sie ist nicht nur ein bedeutender Schifffahrtsweg, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Identität und Kultur vor Ort. Die Hamburger Sparkasse, tief verwurzelt in der Hansestadt, könnte der Stiftung Denkmalpflege Hamburg vielleicht helfen. Ob das Heimspiel für die Banker aus Norddeutschland tatsächlich ein Erfolg war, lesen Sie hier.
  • Fuchs plus
  • Firma Leonhard Kurz erzeugt Prozesswärme aus Solarstrom


Prozesswärme elektrisch erzeugen

© SMA Solar Technology AG
Ein Unternehmen stellt seine Wärmeerzeugung von Erdgas auf Strom um, und schließt dabei einen Wärmespeicher an. Das System ist noch recht teuer, kann sich aber unter bestimmten Voraussetzungen schon rechnen.
Zum Seitenanfang