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Geldpolitik und Inflation

Notenbanker haben die Anker gelichtet

Gebäude der EZB in Frankfurt am Main. © RK MEDIA / stock.adobe.com
Die Notenbanken versuchen seit langem nicht mehr, die Märkte zu überraschen und Spekulanten die Krallen zu zeigen. Vielmehr versuchen sie zu führen und Erwartungen zu hegen. Das Konzept geht gerade den Bach runter.
Die Inflation droht – im wahrsten Wortsinn – „aus dem Ruder zu laufen“. Die Raten im April: Deutschland 7,4%, EU 7,5%, USA 8,5%, UK 9%. Die Inflationserwartungen haben den Anker gelichtet. Sie kreisen nicht mehr um die 2%, die die Notenbanken bisher als ihren Ankerpunkt festgeschrieben hatten. Nun drohen die Stürme der Finanzmärkte die Zentralbanken auf die hohe See zu treiben, wo sie den Wellen voll ausgeliefert sind.

BoE und Fed verlieren Glaubwürdigkeit

Beispielhaft die Bank von England (BoE). Sie versucht gerade, sich dem stärksten Inflationsschub seit 40 Jahren entgegenzustemmen. Mit ausgesprochen mäßigem Erfolg. Die Berenberg Bank zeigt in einer Analyse, dass die Briten mit großer Mehrheit (88% der Bevölkerung) erwarten, dass die Preissteigerungsraten in einem Jahr deutlich über 4% liegen werden. Monat für Monat geht dieser Trend seit Jahresbeginn steil nach oben. Das heißt: Immer mehr Menschen glauben an immer höhere Inflation.

Ähnlich in USA. Die jahresdurchschnittliche Inflation (gemessen anhand der „PCE inflation“) wird im laufenden Jahr auf 4,3 Prozent geschätzt nach 2,6 Prozent gemäß der Schätzung im Dezember 2021.

Forward Guidance gescheitert

Bisher hatten die Notenbanken versucht, durch kommunikative Anstrengungen – Forward Guidance – die Markterwartungen zu steuern. Das funktionierte so lange, wie Reden und Realität zusammenpassten. Doch seitdem die Notenbanken – und das gilt für BoE, EZB und Fed gleichermaßen – versuchen, die Inflation klein zu reden und in diesem Jahr eigentlich schon wieder Raten um 1% herrschen sollten, das Gegenteil aber eingetreten ist, ist „Feierabend“ mit Forward Guidance. So habe speziell bei der BoE die Entscheidung, mehrere Projektionen zu erstellen, kontraproduktiv gewirkt. In USA wirken die Zinsschritte der Fed – 25 Basispunkte bei einem 40-Jahreshoch von 7,9% bereits im Februar – sehr zögerlich, ja ängstlich.

BoE beispielhaft für ihre Zunft

Die BoE ist damit beispielhaft für ihre Zunft. Sie hat zu spät auf das Inflationsproblem reagiert. Sie hat keine Klarheit geschaffen, wie sie zukünftig mit Inflationsüberraschungen umgehen will. Zudem erhöht ihr übermäßig komplexer Ansatz für Prognosen und Kommunikation die wirtschaftliche Unsicherheit und untergräbt die Glaubwürdigkeit.

Ähnlich kommunikativ vergaloppiert hat sich die EZB. So war es schon ein Fehler, überhaupt das Inflationsregime zu ändern und einen Korridor anzukündigen, bei dem die 2% nur noch der Mittelstreifen sind. Vor allem ist bislang ungeklärt, wie man von hohen Inflationsraten wieder auf die 2% kommen will, wenn zugleich die Wirtschaft mies läuft: die augenblickliche Situation. So schleift der Anker über den Grund und das Inflationsschiff nimmt weiter Fahrt auf. Solange, bis Strömung und Winde nachlassen.

Fazit: Die Inflation lässt sich immer schwieriger von den Notenbanken steuern. Sie hängt vielmehr verstärkt von äußeren Faktoren ab, auf die die Zentralbanken wenig bis keinen Einfluss haben.
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