Polens Wachstum, Russlands Sinkflug
Abwarten
Die tschechischen Währungshüter entscheiden sich auch weiterhin fürs Abwarten. Der Leitzins bleibt bei 0,05% stehen. Die Interventionsschwelle für den Eurokurs bei 27 Kronen bleibt erhalten. Allerdings dürfte der Handlungsdruck nachgelassen haben. Denn das Frühjahr bringt zusammen mit den etwas stärkeren Impulsen aus der Eurozone ein wenig Belebung. Industrieproduktion (+6,2%) und Bautätigkeit (+8,4%) legen ordentlich zu, ebenso die Exporte (+10,8%, jeweils zum Vorjahr). Das schafft die Aussicht auf ein anziehendes Wachstum. Die trotz Ölpreisrückgang um 12,8% gestiegenen Importe deuten zudem auf einen anziehenden Konsum hin, der Schub bringen könnte.
Fazit: Wir erwarten die Krone weiter oberhalb von 27 EUR/CZK.
Schöne Fassade
Die aktuellen Daten aus Ungarn nehmen sich erstaunlich gut aus. Die Industrieproduktion legt (bereinigt) um 8% im 1. Quartal zu. Auch der Konsum läuft mit einem Zuwachs um 6,5% (jeweils zum Vorjahr) etwas besser. Stärkere Impulse aus der Eurozone helfen dabei. Hinzu kommt die mittlerweile abgebaute Schuldenlast von Haushalten und Unternehmen. Diese Entlastung öffnet zusätzliche Spielräume. Zudem gibt es immer noch Zuflüsse aus der EU-Kasse. Sie sorgen ebenfalls für Nachfrage. Zu guter Letzt liefert auch die Zinspolitik noch Schub. Die Notenbank nutzt konsequent jeden Spielraum am Devisenmarkt. Die Zinsen werden in immer kleineren Schritten gedrückt, um den Forint nicht über Gebühr zu schwächen. Jüngst ging es um 15 Basispunkte auf jetzt 1,8% herunter. Probleme drohen allerdings durch die Schaukelpolitik zwischen Moskau und Brüssel. Die EU-Kommission untersucht derzeit die Abkommen mit Russland zum Ausbau des Kernraftwerks Paks II. Sie droht schon mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Ein solches könnte wiederum den dringend benötigten Kredit über 10 Mrd. Euro infrage stellen. Hier liegt der Pferdefuß der Orban'schen Politik: Sollte der Geldfluss aus Brüssel tatsächlich versiegen, sind die aktuell schönen Zahlen schnell Makulatur.
Fazit: Regierung und Notenbank werden den Forint solange wie möglich bei 300 HUF/EUR halten und die Zinsen soweit senken, wie es mit diesem Ziel vereinbar ist.
Fast alles im grünen Bereich
Das 4. Quartal 2014 brachte Polen satte 3,3% Wachstum. Das laufende könnte noch ein bisschen besser aussehen, obwohl die Wirtschaft eine negative Lücke aufweist – das erzielte BIP liegt unter dem Potenzial. Zusammen mit den niedrigen Rohstoffpreisen ergibt sich daraus ein nur geringer Preisdruck. Die Inflation bleibt wohl vorerst unter Null. Die Zinsen bleiben niedrig. Für die Währungshüter ist kein Handlungsdruck zu erkennen. Der Einkaufsmanager-Index für die gewerblichen Produzenten ist zuletzt auf 54 Punkte weiter zurückgegangen. Er liegt aber immer noch klar im positiven Bereich und signalisiert weiteres Wachstum. Polen hat derzeit andere Sorgen als die nach wie vor gut laufende Wirtschaft. Das Land muss eher über die steigenden Verteidigungslasten und deren künftige Finanzierung nachdenken.
Fazit: Der Zloty wird sein aktuelles Niveau zunächst halten. Auf längere Sicht sollte er entsprechend den Kaufkraftparitäten zulegen.
Kräftiger Impuls
Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf jetzt 1,75% plus ein um zwei Prozentpunkte gesenkter Satz für die Mindestreserve ergeben zusammen einen kräftigen expansiven Impuls. Er hat den Kurs des Leu allerdings kaum gedrückt. Dennoch dürfte das Wachstum damit weiter angeschoben werden. Zumal parallel die Mehrwertsteuer für Lebensmittel (ca. ein Drittel im Konsumentenpreisindex) von 24% auf 9% gesenkt wird. Das wird weitere Nachfrage schaffen.
Fazit: Wir erwarten für die nächsten Monate einen leicht nachgebenden Leu.
Einfach nur abwärts
Trotz der Zinssenkungen bleibt Russlands Wirtschaft weiter klar in einem Negativtrend gefangen. Die „Schrumpfungsrate“ beträgt 2% pro Jahr. Die leichte Erholung des Rubels und der Ölpreise hat zwar für etwas mehr Optimismus gesorgt. Aber auch der jüngste Einkaufsmanager-Index für die Industrie steht mit 48,9 Punkten weiter klar im Kontraktionsbereich. Neben der schwachen Nachfrage ist auch ein laufender Beschäftigungsabbau zu beobachten. Er verstärkt den Abwärtstrend. Unterdessen zeigen Meldungen über neue Kämpfe im Osten der Ukraine, dass die Zeit relativer Ruhe zu Ende geht. Damit erledigen sich auch die sachlich ohnehin nicht gerechtfertigten Spekulationen über eine Aufhebung der Sanktionen.
Fazit: Der Rubel wird schon wegen der wieder steigenden Intensität des Ukraine-Konfliktes nachgeben. Hinzu kommt der parallel vorhandene wirtschaftliche Abwärtstrend.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Tschechien | CZK | 27,40 | 27,30 | 27,30 | sicher |
3m-Zins | 0,17 | 0,2 | 0,21 | ||
Ungarn | HUF | 302,9 | 303 | 305 | neutral |
3m-Zins | 1,7 | 1,6 | 1,6 | ||
Polen | PLN | 4,046 | 3,98 | 3,95 | neutral |
3m-Zins | 1,56 | 1,6 | 1,7 | ||
Rumänien | RON | 56,91 | 58 | 60 | neutral |
3m-Zins | 13,95 | 12,5 | 11 | ||
Russland | RUB | 4,45 | 4,46 | 4,48 | unsicher |
3m-Zins | 1,18 | 1, 2 | 1,2 |