Der portugiesische Abschied aus dem Rettungsschirm kann tatsächlich erfolgreich verlaufen. Der Erfolg hängt jedoch weniger von Portugal selbst als vom Verhalten der EZB ab. Die Schuldentragfähigkeit des Landes ist immer noch sehr bescheiden. „Portugals Kreditfähigkeit nimmt weiter ab, obwohl der Verfall immer langsamer verläuft“, meint Matthias Kullas vom Centrum für Europäische Politik (CEP). Das CEP stellt zur Bewertung der Kreditfähigkeit den gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssaldo den kapazitätssteigernden Investitionen einer Volkswirtschaft gegenüber. Berücksichtigt werden auch die Lohnstückkosten.
Wie im Falle Irlands ist letztlich die Marktbewertung entscheidend für den Erfolg des portugiesischen Exits. Und die dürften noch auf längere Zeit sehr positiv sein. „Die Märkte unterscheiden derzeit nicht zwischen expliziter und impliziter Unterstützung durch die übrigen Eurostaaten“, sagt uns Rainer Guntermann, Rentenstrategie-Analyst bei der Commerzbank. Heißt im Klartext:
Den großen institutionellen Anlegern ist es egal, von wem sie am Ende ihr Geld zurückbekommen. Ob Portugal nun noch unterm Schutz der Rettungsschirme steht oder komplett aus eigener Kraft seine Schulden bedient, macht aus Sicht der Kapitalgeber – wenn überhaupt – nur einen minimalen Unterschied. Die Märkte gehen ohnehin davon aus, dass im Zweifel die EZB bereit steht. Angst vor einem Schuldenschnitt, von dem auch private Gläubiger betroffen sein könnten, herrscht an den Märkten nicht vor.
Portugals Exit verfestigt also letztlich die Rolle der EZB als „Lender of last Resort“. Solange die Zentralbank von den Märkten als glaubwürdiger Bürge für alle Fälle gesehen wird, werden sich die Eurokrisenstaaten wieder alleine refinanzieren können. Bröckelt dieses Vertrauen, wird die Eurokrise schneller als momentan absehbar Wiederauferstehung feiern.
Fazit: Der Erfolg des portugiesischen Exits hängt maßgeblich vom Glauben der internationalen Kapitalgeber an das Kaufversprechen der EZB ab. Für die Zentralbank stellt sich somit die schwierige Frage, wie sie es schafft, den Reformdruck auf die europäische Politik aufrecht zu erhalten, ohne erneut Turbulenzen aufkommen zu lassen, die das System als Ganzes gefährden.