Die Fed vermeidet es weiter, einen konkreten Zeitpunkt für die erwartete erste Zinserhöhung zu nennen. Die aktuelle Stellungnahme des geldpolitisch verantwortlichen Offenmarktkomitees der US-Notenbank (FOMC) bleibt bewusst verschwommen. Es geht um die schon seit zwei Jahren auf der Tagesordnung stehende erste Erhöhung der Zinsen seit Dezember 2008. Das ist laut Fed weiter von der Entwicklung der Wirtschaft und der zugehörigen Daten abhängig.
Nimmt man die eigene Einschätzung der FOMC-Mitglieder beim Wort, gibt es auf absehbare Zeit keinen Grund für eine Zinserhöhung. Das für 2015 erwartete Wachstum wurde in den letzten sechs Monaten bereits um einen vollen Prozentpunkt zurückgenommen: von 2,6%-3% zum Jahreswechsel auf aktuell noch 1,8%-2%. So ist es in den Projektionen zu lesen. Die für die Zinsentscheidung relevante Projektion 2016 weist 2,5% Wachstum (2,4%-2,7%) aus. Das ist leicht oberhalb des Potenzials – bei einer Inflation von 1,6%-1,9%. Das ist unterhalb des Ziels von 2%. Zusammen liefert das keinen erkennbaren zinspolitischen Handlungsbedarf.
Zudem dürften die Währungshüter im Blick behalten, dass stark anziehende Zinsen einen kräftigen, negativen Vermögenseffekt auslösen werden. Sie würden einen beachtlichen Teil der Vermögenszuwächse seit 2010 ausradieren. Zudem ist nicht nur das 1. Quartal überraschend schwach ausgefallen. Die aktuellen Daten zum 2. Quartal liefern positive und negative Überraschungen in stetigem Wechsel. Vor allem die Industrie und deren Beschäftigungslage deuten auf Schwächen. Diese werden von der Aufwertung des Dollar verschärft.
Fazit: Die Projektionen lassen keinen Handlungsdruck erkennen. Die Daten vom aktuellen Rand verweisen eher auf das Risiko einer vorzeitigen Zinserhöhung. Aus unserer Sicht ist die Wahrscheinlichkeit des Zinsschritts vor dem Jahreswechsel eher gesunken. In jedem Fall ist jetzt mit erhöhter Volatilität an den Devisenmärkten mit Reaktionen selbst auf nebensächliche neue Daten zu rechnen.