Spekulation auf Zinssenkung
Die Bank of England (BOE) sitzt zwischen den Stühlen. Einerseits drohen Inflationsrisiken am Horizont, andererseits keuchen Verbraucher und Unternehmen unter den hohen Zinsen. Der makroökonomische Datenkranz hat sich seit ihrer letzten Sitzung deutlich eingetrübt und spricht für ein Handeln.
Mit einem Anstieg von nur 2,8% überraschte die Inflation im Februar positiv. Die Teuerung bei Dienstleistungen hielt sich zwar hartnäckig bei 5%. Die Kerninflation kam aber zurück auf 3,5% (Vormonat 3,7%). Die Teuerung liegt zwar nach wie vor über dem Notenbankziel von 2%, dürfte aber aufgrund der schwachen Konjunkturdynamik und -aussicht weiter fallen.
Stimmung der Produzenten kollabiert
Einer Umfrage zufolge trübt sich das Geschäftsklima ein. Mit minus 47 Punkten rutschte das Sentiment mit der stärksten Dynamik seit zwei Jahren. Die Produktion und die Auftragslage, insbesondere durch einen schwachen Export, kamen unter die Räder. Ihre Aussichten für das nächste Quartal trübten sich weiter ein und verweisen auf anziehende Kosten. Investitionen und Einstellungen werden zurückgefahren.
Die Rufe nach Zinssenkungen werden darum lauter. Auf ihrem letzten Treffen behielt die BoE den Leitzins bei 4,5% unverändert und wies auf den hohen Preisdruck und die konjunkturellen Risiken hin. Nur einer der neun Komitee-Mitglieder votierte für eine 25-Basispunkte-Senkung. Zum nächsten Treffen am 08. Mai dürfte diese Konstellation anders aussehen. Wir erwarten einen Zinsschritt von mindestens 25 Basispunkten.
Zinsprofiteure attraktiv
Von sinkenden Zinsen würden vor allem hochverschuldete Unternehmen und auch der Staat profitieren. Wer eine relativ hohe Sicherheit haben möchte, greift zu Staatsanleihen. Der Bond mit der WKN A0NXJV läuft noch bis zum 07. Dezember 2042. Der Halbjahreszahler notiert mit 91,2%, hat einen Kupon von 4,5% und rentiert auf Verfall mit 5,13%.
Wer Unternehmensrisiken nicht scheut wählt Corporates. Mit einem guten Investment-Grade von Baa2 versehen bietet Vodafone eine Anleihe mit einer Laufzeit bis 26. November 2032. Das Unternehmen hat eine relativ solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von knapp 58%. Das Zinspapier (WKN 249002) bietet einen Kupon von 5,9% und rentiert per Verfall mit 5,4%.
Spekulativer mit Aktien
Auch Aktien sind interessant. Der Wasserversorger Severn Trent (WKN A0LBHG) versorgt 4,6 Millionen Haushalte mit Wasser in Wales und den Midlands. Die Eigenkapitalquote liegt bei nur knapp 13%. Bei einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 3,1 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 4,3 werden 4,9% Dividenden-Rendite für dieses Jahr in Aussicht gestellt.
Der andere Versorger SSE (WKN 881905) erwirtschaftet die Mehrheit der Umsätze mit der Übertragung von Strom und Gas sowie den Verkauf von Elektrizität aus thermischer sowie erneuerbarer Herkunft. Die Bilanz weist eine Eigenkapitalausstattung von 35% auf. Bei einem Kurs-Umsatz- und Buchwert-Verhältnis von 1,7 und 1,4 bezahlt der Investor für dieses Jahr knapp den 10-fachen Gewinn. Die in Aussicht gestellte Dividende beziffert sich auf 4,3%.
Fazit: Anleger können auf eine Zinssenkung setzen. Die Anzeichen dafür mehren sich. Fallende Renditen über das gesamte Laufzeitenspektrum dürften sich fortsetzen und für anziehende Kurse bei Gilts und Attraktivität von Dividenden sorgen.