Staatsschulden sind ein internationales Risiko
Die schnell wachsenden Staatsschulden in den USA sind ein Problem (FD vom 30.05.), aber auch Japan steht vor einer Neubewertung. Hintergrund: Das Inflationsumfeld in Japan hat sich grundlegend gewandelt. Bei einer Inflationsrate von 3,6% rentieren 30-jährige Staatsanleihen trotz einer Rendite von 3,15% weiterhin real negativ.
Die negative Realverzinsung hat inzwischen erhebliche Auswirkungen. Japanische Versicherer haben den Kauf langfristiger Anleihen praktisch eingestellt. Das hören wir von unserer Korrespondentin. Das schlägt voll auf die Renditen durch. Die Rendite 40-jähriger japanischer Anleihen ist seit Anfang April um einen ganzen Prozentpunkt auf fast 3,7% gestiegen.
Japan gibt internationalen Renditen ein Aufwärtsmomentum
Die Kehrseite der Renditen-Explosion: Wer langfristige japanische Staatsanleihen (JGB) hält, muss gerade heftige Kursverluste verkraften. Die Verluste belaufen sich auf gut 20% in sicheren Staatsanleihen. Das betrifft neben vielen Japanern vor allem Banken und Versicherungen. Für erstklassigen Staatsanleihen aus Industrieländern ist das ungewöhnlich viel.
Ein Ende der Bewegung ist noch nicht abzusehen. Denn die Bank von Japan (BoJ) hat eine quantitative Straffung eingeleitet. In der Vergangenheit hielt die BoJ rund 50% der ausstehenden japanischen Staatsanleihen. Das machte sie zum größten Akteur mit enormer Kontrolle über die Renditen. Nun allerdings steht die BoJ auf der Verkäuferseite. Das beflügelt den Renditeanstieg zusätzlich.
Japans Gläubiger können Anleihe-Märkte unter Stress setzen
Die Entwicklungen in Japan könnten auf anderen westlichen Anleihemärkten einen Domino-Effekt auslösen. Kommt es zu einem größerer Abzug japanischen Kapitals aus US-Titeln oder aus Europas Anleihemärkten, dürfte das auch die Renditen in den USA und Europa kräftig anheben. Das Risiko dafür ist nicht gering. Denn Japan ist eine der größten Gläubiger-Nationen weltweit und inzwischen der größte Gläubiger der USA.