Steilere Zinskurve voraus
Die Zinsen beginnen allmählich zu steigen. Wir sehen inzwischen den dritten Monat, in dem die Kosten für die Geldausleihe gegenüber dem Vormonat angestiegen sind. Was steckt dahinter?
Die Inflationsrate in der Eurozone zieht an. Im November lag sie bei 1% und damit deutlich höher als in den beiden vorausgegangenen Monaten. Dabei sind die Preise für Energie sogar gefallen. Im Oktober hatte die Inflationsrate noch bei 0,7% ggü. Vorjahr gelegen. Vor allem Dienstleistungen und Lebensmittel sind deutlich teurer geworden. In Deutschland verharrt die Inflationsrate bei 1,1%.
Geldpolitik verfehlt beständig das selbst gesteckte Ziel
Die Europäische Zentralbank (EZB) kämpft dennoch weiter mit einer – aus ihrer Sicht – relativ niedrigen Teuerungsrate. 1,0%, das ist noch ein gutes Stück vom Ziel „nahe bei 2%" entfernt. Aus diesem Grund halten die Währungshüter auch unter ihrer neuen Chefin Christine Lagarde unverändert an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest.
Der Kampf geht bisher ins Leere. Die Negativzinsen für Banken, die Nullzinsen für Verbraucher und die neuen Anleihenkäufe im Volumen von 20 Mrd. Dollar monatlich treiben die Inflation noch nicht an. Laut EZBRatsmitglied und Bundesbankpräsident Jens Weidmann, nehmen aber die „Risiken und Nebenwirkungen zu."
Löhne in Deutschland treiben Preise
Im nächsten Jahr könnte es einen kleinen Inflationsschub geben. Denn insbesondere in Deutschland steigen die Löhne bereits kräftig an. Die Tarifverdienste in Deutschland haben im 3. Quartal 2019 um durchschnittlich 4,2% gegenüber dem 3. Quartal 2018 zugelegt. Das ist der höchste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2010. Angesichtes des scharfen Wettbewerbs um Fachkräfte wird sich der Lohnzuwachs fortsetzen. Selbst eine leichte Konjunkturdelle wird daran nichts ändern.
Die Möglichkeit, dass sich Löhne und Preise gegenseitig antreiben, nimmt zu. Die Unternehmensberatung Korn Ferry rechnet in Europa mit kräftigeren Lohnerhöhungen als 2019. Die Schätzung liegt bei +1,2% real.
Unternehmer zahlen wieder mehr für frisches Geld
Auch Unternehmensfinanzierungen werden teurer. Unternehmenskredite kosten jetzt 1,37% (Vormonat 1,36%). Im August lag der Satz noch bei 1,04%, so Barkow Consulting. Erholt sich die Weltkonjunktur – und damit auch diejenige Europas – dürfte diese Bewegung an Dynamik gewinnen. Insbesondere am langen Ende wird dann kräftiger Zinsauftrieb sichtbar werden. Das kurze Ende dürfte von der EZB weiter am Boden gehalten werden. Eine deutlich steilere Zinskurve wäre die Folge.
Fazit
Unternehmer sollten sich für 2020 auf steigende Zinsen einrichten, insbesondere bei Laufzeiten ab 5 Jahren.