Unternehmen am Auslandstropf
Kommt mit dem Ölpreisverfall wieder eine „Asienkrise“ wie 1997/98 in Sicht? Diesmal hängen vor allem die Unternehmen, nicht die Staaten, am Tropf des ausländischen Kapitals.
2015 wird für die Schwellenländer ein schwieriges Jahr voller Gefahren. Sie drohen vom Finanzmarkt. Die internationale Anlegergemeinde hat angesichts der Geldflut der Notenbanken der Industrieländer die Emerging Markets mit Geld überschüttet. Geld, das diesmal vor allem die Unternehmen in den Schwellenländern eingesammelt haben. Mit der Rubelkrise, die zum Jahresende 2014 eskalierte, kam bereits die Furcht vor einer erneuten „Asienkrise“ wie 1997/98 auf. Der rasante Verfall des Ölpreises – wenn auch von einem viel höheren Ausgangsniveau –, der Druck auf die Wechselkurse vieler Schwellenländer-Währungen und der starke US-Dollar sind eindeutige Parallelen. Einen weiteren kritischen Aspekt hebt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervor: die hohe Verschuldung in ausländischer Währung. Sie betrifft – anders als vor beinahe 20 Jahren – diesmal insbesondere die Unternehmen in den Schwellenländern. Bei einem Wertverfall der Heimatwährung werden die Auslandsschulden immer teurer und die Schuldner kommen schnell in Nöte. Die Schwellenländer-Regierungen haben allerdings ihre Hausaufgaben größtenteils gemacht. Nimmt man die staatlichen Schulden der Emerging Markets in Auslandswährung zusammen, sind diese laut IWF von damals 40% des BIP (1999) auf heute 26% zurückgegangen. Russland hat nur noch 3% vom BIP als Kredit in ausländischer Währung laufen. 30% waren es 1997. Außerdem haben die Notenbanken ihre Devisenpolster satt aufgestockt und können im Notfall einspringen. Lagen die Reserven zur Zeit der Asienkrise bei rund 660 Mrd. US-Dollar, sind es heute 8,1 Billionen – also mehr als das Zwölffache. Auf Geld aus dem Ausland angewiesen sind insbesondere die Türkei, Südafrika, Brasilien, Indonesien, Mexiko und Indien. Dort sind die Leistungsbilanzdefizite hoch.
Fazit: Es wird wesentlich vom Geschick der nationalen Notenbanken abhängen, ob und wo die Risiken der Schwellenländer eskalieren.