Warum die Märkte so respektlos gegenüber der US-Notenbank sind
Never fight the Fed – aber die Märkte interessiert das Bonmot derzeit nicht. Obwohl die US-Notenbank weitere Leitzinserhöhungen angekündigt hat, fällt der Dollar zum Euro: 1,08 waren heute Morgen (erneut) erreicht. Auch die Marktzinsen in den USA sind rückläufig.
Der Grund: Die Märkte wetten jetzt darauf, dass die Fed ihren Kurs nicht durchhält und frühzeitig den Zinserhöhungsturnus abbricht. Der Anleihen-Spezialist Pimco bemerkt dazu: „Wir gehen davon aus, … dass die Fed ihre Zinserhöhungen vor ihrer Mai-Sitzung pausieren wird. Die Fed-Vertreter scheinen jedoch mit Erhöhungen bis Mai zu rechnen, womit die Fed Funds Rate bei knapp über fünf Prozent liegen würde“.
Milde Rezession, rückläufige Nachfrage
Hintergrund für die Markt-Wette: Die USA laufen ganz offensichtlich in eine nur milde Rezession. Die Industrieproduktion ging im Dezember um 0,7% zurück. Die Konsumenten fragen weniger nach, die Anlageinvestitionen der Unternehmen gehen zurück, die Nachfrage aus dem Ausland ebenfalls. Das Verarbeitende Gewerbe produziert bereits weniger. Im Dezember gab es einen Rückgang um 1,3%, im November bereits ein Minus von 1,1%.
Die Kapazitäten sind nur noch zu 77,5% ausgelastet. Die Nachfrage nach Pkw läuft schleppend. Entsprechend reagiert Tesla bereits mit Rabatten und läutet damit voraussichtlich eine Rabattschlacht der Hersteller für Elektroautos ein. Das dürfte sich günstig auf die Verbraucherpreise auswirken.
Nachlassende Preissteigerungen
Die Inflationsrate fiel bereits auf 6,5%. Gas und Ölpreise sind von ihren Gipfeln wieder abgestiegen – wenn auch die günstigeren Preise vielfach noch nicht bei den Verbrauchern ankommen und die „Kerninflation“, also Verbraucherpreise ohne Energiekosten, noch immer leicht im Aufwind sind. Gerade auch Lebensmittel bleiben anhaltend teuer.