Auf den Finanzmärkten läuft eine groß angelegte Verstaatlichungswelle. Ihre Treiber sind die zu enormer Größe angewachsenen Staatsfonds (Sovereign Wealth Funds, SWF) und die Notenbanken. Sie konfiszieren Privateigentum nicht unter Zwang, wie es Sozialismus und Kommunismus im vorigen Jahrhundert taten. Aber sie teilsozialisieren mit den Mitteln des Marktes sowohl Unternehmen als auch Forderungen. Die Volumina von Vermögenswerten in Staatshand erreichen mittlerweile zweistellige Billionen-Euro-Beträge.
7,4 Billionen Dollar (6,6 Billionen Euro) umfasst aktuell das Gesamtvermögen der SWF. Die großen Zentralbanken haben mittlerweile 17,3 Billionen US-Dollar (15,5 Billionen Euro) auf der Aktivseite ihrer Bilanzen stehen. Das entspricht dem BIP von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und Schweden zusammengenommen.
Beide Käufer in Staatshänden bedienen sich auf den Anleihen- wie auf den Aktienmärkten. Sie sind an Apple, Exxon Mobil, Microsoft, Alphabet, Nestlé, Johnson&Johnson – den großen internationalen Konzernen – beteiligt. Der Norwegische Staatsfonds allein besitzt Nestlé-Anteile im Wert von knapp 7 Mrd. Euro. Doch auch die eigentlich eher unbedeutende Schweizerische Nationalbank SNB hat im ersten Halbjahr 2016 für 62 Mrd. Dollar (55,5 Mrd. Euro) allein in US-Aktien investiert.
Und immer mehr Notenbanken wollen sich auf den Aktienmärkten tummeln. Mindestens zwölf sind nach einer Umfrage (HSBC Reserve Management Trends) bereits in Unternehmensanteilen investiert. 24 planen dies für die kommenden fünf bis zehn Jahre. Die EZB könnte bereits ab kommendem Jahr zu den größeren Käufern von Aktien gehören.
Fazit: Die Märkte unterliegen damit einem massiven, janusköpfigen Staatseingriff. Die Folgen für die Märkte könnten gravierend werden.
Hinweis: Wir haben das Thema in unserem im Oktober erscheinenden Geldanlagebuch „Anlagechancen 2017“ aufgearbeitet und zeigen darin die möglichen Folgen dieser Entwicklung auf. Das Buch erscheint unter dem Titel „Die große Verstaatlichung“ und kann noch bis zum 20.10. zum Vorbestellerpreis von 44,95 statt 49,95 Euro bezogen werden (Order-Telefon: 030 28 88 17 0).