Klimaschutz in Etappen
Die Weltgemeinschaft wird sich auch in Paris nicht auf Maßnahmen zum Klimaschutz einigen. In der Revision der nationalen Ziele alle 5 Jahre steckt jedoch Potenzial.
Für die Zeit nach dem Weltklimagipfel in Paris zeichnet sich eine neue Klima-Strategie ab. Die Weltgemeinschaft will den bisherigen Top-Down-Ansatz zur Erreichung der Klimaziele durch eine Bottom-up-Strategie ersetzen. Dafür haben bis dato über 150 Staaten ihre geplanten Klimaschutz-Beiträge zum neuen Abkommen vorgelegt. Die Klimaerwärmung ließe sich damit laut Internationaler Energie Agentur (IEA) auf +2,7 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter eingrenzen. Angesichts des 2-Grad-Zieles wäre das allerdings zu wenig. Eine große Wirkung könnte indes der zweite Teil der neuen Strategie entfalten. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) will dafür im Klimaschutzabkommen einen zusätzlichen Anreizmechanismus schaffen: Alle Staaten prüfen im Fünf-Jahres-Rhythmus, welche zusätzlichen Beiträge sie zum Klimaschutz leisten können. Die Idee dahinter: Die Staaten werden nicht frühzeitig in ein globales klimapolitisches Korsett gezwängt. Sie müssen sich dafür aber regelmäßig mit ihrer Klimapolitik auseinandersetzen. Alle fünf Jahre fließen dabei auch wirtschaftliche und technische Entwicklungen ein. Und diese Entwicklungen führen womöglich schneller zu mehr Klimaschutz, als viele denken. Die Erneuerbaren holen in Sachen Wirtschaftlichkeit gerade kräftig auf. Wegen den niedrigen Energie-Rohstoffpreise haben die Förderkonzerne derzeit keinen Anreiz, in teure und vor allem auch langwierige Projekte in der Tiefsee, der Arktis, beim Schieferöl oder beim Ölsand zu investieren. Dazu zeigen insbesondere die USA und China, die beiden größten Luftverschmutzer bisher, großen Handlungswillen, gegen den Klimawandel vorzugehen. Nicht zu unterschätzen wird dabei künftig auch die Divestment-Bewegung sein: Man trennt sich von Aktien, Anleihen oder Investmentfonds, die unökologisch oder unter ethischen Gesichtspunkten fragwürdig sind. Auf der anderen Seite steigen die Investitionen zum Beispiel bei den Erneuerbaren Energien stetig. Die alternativen, ökologischen Technologien entfalten somit während einer Schwächephase bei den fossilen Energieträgern immer stärker ihre disruptiven Kräfte. Bereits heute sind in vielen Teilen der Welt die Erneuerbaren Energien ohne Förderung wettbewerbsfähig.
Fazit: Die Erwartungen in den Pariser Klimagipfel sind nicht allzu hoch. Doch die Wirkung der dort zu beschließenden Maßnahmen sollte nicht unterschätzt werden.