Arbeitskräfte-Knappheit nimmt auch bei Konjunktur-Abkühlung zu
Der deutsche Arbeitsmarkt wird trotz aktuell leicht nachlassender Konjunktur-Dynamik angespannt bleiben. Zu diesem Schluss kommen wir nach der Auswertung der neuesten Stellen-Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Sämtliche Eckdaten deuten darauf hin, dass der Verknappungs-Trend noch lange intakt sein wird. So meldet das IAB einen Rekordstand von 1,21 Mio. offenen Stellen. Unternehmen suchen deutschlandweit nach Arbeitskräften.
Signifikant ist der Anstieg der sofort zu besetzenden Stellen. Ihr Anteil steigt steil an, liegt im zweiten Quartal mit 77% bereits so hoch, wie üblicherweise erst im dritten Quartal. Im vierten Quartal stieg die Quote in den vergangenen Jahren regelmäßig über 81%. Dieses Jahr dürfte sie fast 85% erreichen. Die Anzahl der „später zu besetzenden Stellen" schwankt im üblichen saisonalen Muster. Ihre Anzahl bewegt sich im Trend aber ebenfalls leicht nach oben.
Weitere Verknappung von Arbeitskräften
Die langfristigen Trends am Arbeitsmarkt signalisieren eine weitere Verknappung von Arbeitskräften. Die Relation der Arbeitslosen je offene Stellen ist seit dem 1. Quartal 2011 rückläufig. Sie ist seither von vier potenziellen Arbeitnehmern auf zwei gefallen. Dort verharrt sie seit 2017.
Das Arbeitskräfte-Reservoir scheint weitgehend ausgeschöpft zu sein. Alexander Kubis vom IAB bestägt das gegenüber FUCHS: „Das betrifft vor allem die Frauen", die in den vergangenen Jahren von vielen Unternehmen relativ leicht aktiviert werden konnte.
Zuwanderung entlastet nur geringfügig
Die Zuwanderung kann den deutschen Arbeitsmarkt nur zum Teil entlasten. Kubis: „Insbesondere bei den geflüchteten Menschen passen Ausbildung und Qualifikation oft nicht zur Nachfrage der Unternehmen."
Angesichts der guten Konjunktur bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch. Selbst wenn sich die Wirtschaftsaktivität leicht abschwächen sollte, wird das keine Entlastung am Arbeitsmarkt zur Folge haben. Allein aus demographischen Gründen – dem Exit der Baby-Boomer aus dem Erwerbsleben – bleibt die Nachfrage noch Jahre hoch.
Fazit:
Es baut sich allmählich erhebliches Inflationspotenzial auf. Der Arbeitsmarkt bleibt noch über Jahre eng, mit voraussichtlich wachsenden Lohn-Steigerungen. Die steigenden Rohstoffpreise sorgen für Preisdruck und die Zinsen werden wieder anziehen.