Aufschwung dank Ölpreis und Dollarkurs
Europas Wirtschaftswachstum wird von externen Faktoren derzeit kräftig unterstützt. Und Länder wie Frankreich tun etwas zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.
Der niedrige Ölpreis und die Aufwertung des Dollar werden erst in den nächsten Monaten ihre volle Wirkung auf das Wachstum zeigen. Davon ist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich überzeugt: „Der O?lpreisverfall hat der Weltwirtschaft willkommenen Auftrieb verliehen und wird dies weiterhin tun.“ Auf Jahressicht ist der Preis für Öl als Hauptenergieträger auf Dollarbasis um 40% gefallen. Der Dollar wertete im gleichen Zeitraum handelsgewichtet um 10% auf, der Euro um 7,5% ab. Das sind gute Nachrichten für die europäische Wirtschaft – jedenfalls auf kürzere Sicht. Vor allem das Verbrauchervertrauen hat vor diesem Hintergrund zugenommen. Denn geringere Ausgaben für Energie bedeuten mehr Geld für Konsumgüter. Zudem erleichtert der günstige Euro den Verkauf von Waren aus dem Euroraum in Drittländer. Selbst Europas „kranker Mann“, Frankreich, erholt sich auf dieser Basis. Im April und Mai stieg der Einkaufsmanager-Index bis auf 53,4 Punkte an – und signalisiert Expansion. Die Einkäufer nennen bessere Wirtschaftsaussichten und Produktionsperspektiven sowie Expansionspläne als Gründe. Das französische BIP wuchs im 1. Quartal um 0,6%. Das verfügbare Einkommen der Verbraucher erhöhte sich im gleichen Zeitraum dank steigender Lohnsumme um 1,2%. Das Konsumentenvertrauen erreichte im April ein Fünfjahreshoch. Doch Vorsicht: Frankreichs Erholung ist nicht stabil. Bisher profitieren ausschließlich Unternehmen des Dienstleistungssektors. Der Export dümpelt trotz guter Rahmenbedingungen weiter. Das lässt auf eine Wettbewerbsschwäche der Industrie schließen. Der Arbeitsmarkt schwächelt weiter. Im Mai steigen die Anträge auf Arbeitslosenhilfe erneut auf ein Rekordniveau. Um den Trend zu brechen, reicht das Wachstum noch nicht aus. Erster Ansatz sind die Arbeitsmarktreformen von Minister Emmanuel Macron. Ihr Kern: geringere Entschädigungszahlungen bei Entlassungen. Ob das zu Mehreinstellungen führt, ist noch offen. Dazu kommen einige strukturelle Veränderungen, etwa bei den Ladenöffnungszeiten.
Fazit: Europas Wirtschaft hat derzeit kräftigen Rückenwind. Und er macht sich in den Zahlen bemerkbar. Der Aufschwung wird sich mindestens bis Jahresende fortsetzen. Der weitere Aufschwung liegt in den Händen der Politik (Reformen).