Beginnt die Lohn-Preis-Spirale?
Ist das der Anfang einer Lohn-Preis-Spirale in Deutschland? Kein Kaufkraftplus im Portemonnaie und Sparen bringt auch nichts mehr. Die Geldentwertung (2% im 2. Quartal) drückt die Reallöhne jedenfalls unter null. Und dass der Inflationsdruck nachlässt, ist auch nicht abzusehen. Der Arbeitsmarkt ist ausgeschöpft. Die Konjunktur ist robust. Wichtige Rohstoffpreise tendieren (wieder) nach oben. Die Handelsrisiken scheinen sich fürs Erste als unkritisch zu erweisen (FB vom 27.8.).
Die EZB wird mindestens noch ein Jahr lang die Leitzinsen unten halten. Das heißt: Zumindest in Deutschland kann die Geldentwertung noch zulegen. Viele Rohstoffe haben (Nachhol-)potenzial, dazu gehört auch das Öl (FUCHS DEVISEN vom 24.8.2018). Insofern ist auch der Verweis der EZB auf die geringere Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) wenig hilfreich. Die meisten Arbeitnehmer müssen ihre Autos betanken und essen.
Für die Entwicklung der Rohstoffpreise wird es maßgeblich mit darauf ankommen, wie es in den Schwellenländern weitergeht. Denn das Nachfragegewicht von China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland und der Türkei hat seit Anfang des Jahrtausend stark zugenommen. Die Weltbank spricht von zwei Dritteln des Zuwachses beim Energieverbrauch und zwei Fünfteln beim Verbrauch an Nahrungsmitteln.
Die Gewerkschaften haben in den letzten Arbeitskämpfen Morgenluft geschnuppert. Sie werden sich 2019 für ihre Mitglieder in die Bresche werfen. Von den mitgliederstarken Verbänden sind im Januar das Bankgewerbe dran (verdi), ab Ende März laufen die Tarifverträge im Einzel- und Großhandel aus (verdi), ab April verhandelt dann das KfZ-Gewerbe (IGM, verdi).
Fazit: Vor allem im Zuge protektionistischer Maßnahmen werden die Preise für Vorprodukte und Rohstoffe weiter angefacht. Dann wird eine Lohn-Preis-Spirale kaum vermeidbar sein. Nur wie schnell sie sich dann dreht, ist noch nicht auszumachen.