Die Jahresendrally ist in vollem Gange. Angefeuert durch eine überraschende Leitzinssenkung in China (von 6% auf 5,6%) und weiterer in Aussicht gestellter Liquiditätshilfen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) klettern Europas Aktienmärkte dynamisch nach oben.
DAX und Euro-Stoxx sind im Höhenflug. Der Aufschwung verstärkte sich zu Wochenbeginn sogar noch einmal. Grund war der besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im November erstmals seit sechs Monaten wieder gebessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg um 1,5 Zähler auf 104,7 Punkte. Die meisten Analysten hatten im Vorfeld der Veröffentlichung mit einem weiter fallenden Index gerechnet. Auch der Index der Geschäftserwartungen kletterte leicht und zeigt damit, dass die deutschen Firmenlenker nach den durchwachsenen Sommermonaten nun wieder optimistischer in die wirtschaftliche Zukunft blicken.
Diese hervorragende Stimmung schlägt sich nun zunehmend unter den Aktieninvestoren nieder. Vor allem der DAX zieht jetzt kräftig an. Er notiert aktuell nur noch knapp unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Damit rücken die Jahres- und Allzeithochs in greifbare Nähe.
Die US-Börsen stagnieren dagegen derzeit. So wird die von uns vor wenigen Wochen angesprochene Underperformance der europäischen Börsen gegenüber der Wallstreet langsam aufgelöst.
Die Rally der letzten Tage hat einige Marktteilnehmer zudem noch auf dem falschen Fuß erwischt. Nach dem kräftigen Kursrutsch im Oktober haben sich einige erst einmal an die Seitenlinie begeben oder haben sogar kurzfristig Positionen auf fallende Kurse (Short-Positionen) eröffnet. Diese Spekulanten müssen nun in den Markt, decken ihre Leerverkäufe wieder ein oder laufen den steigenden Kursen hinterher. Das forciert die Rally sogar noch zusätzlich.
Schlechte Nachrichten spielen in dieser Gemengelage kaum eine Rolle. So interessierte sich kaum ein Börsianer am Mittwoch für die gemeldeten eher mauen Auftragseingänge in den USA, die Konjunkturerwartungen der Uni Michigan, die Wohnungsverkäufe in den USA und die Anträge auf Arbeitslosenhilfe. Dies zeigt einmal mehr, dass noch einige auf den fahrenden Zug aufspringen müssen oder wollen.
Fazit: Die Jahresendrally läuft wie letzte Woche punktgenau beschrieben. Treibender Faktor ist die lockere Geldpolitik der Notenbanken. Der DAX steht kurz vor Erreichen seines Jahreshochs und damit vor Ausbruch aus seiner seit Mitte des Jahres bestehenden Seitwärtsphase. Gelingt der Sprung auf neue Höhen, ist mit einer fortgesetzten und vermutlich sogar beschleunigten Rally bis Jahresende zu rechnen. Longpositionen sollten gehalten werden. Der kurzfristige Stopp im DAX wird auf 9.450 Zähler angepasst. Auf den fahrenden Zug aufzuspringen ist riskant. Zuvor sollte abgewartet werden, ob der DAX ungebremst in neue Höhen vorstößt.