Die Anleger werden vorsichtiger
Auch in der vergangenen Woche blieben die Aktienmärkte in Feierlaune – zunächst. Der breit gefasste S&P500 Index erreichte mit 1.968 Zählern ein neues Verlaufshoch. Der DAX kletterte zwischenzeitlich auf ein neues Allzeithoch bei 10.050 Punkten. Jedoch hielten diese neuen Rekorde nicht bis zum Handelsschluss.
Diesseits und jenseits des Atlantiks nutzen Anleger und Investoren die hohen Kurse, um Gewinne mitzunehmen. Angesichts weiterhin schwelender politischer Risiken im Nahen Osten sowie in der Ukraine werden die Marktteilnehmer vorsichtiger. Doch nicht nur in politischer Hinsicht, auch seitens der globalen Konjunkturentwicklung stehen die Börsenampeln nicht uneingeschränkt auf Grün. So macht beispielsweise die weiterhin schwächelnde Wirtschaft in Frankreich vielen Investoren Sorgen. Hier rechnet die nationale Statistikbehörde Insee mit einem Wirtschaftswachstum von nur 0,7% – und damit mit weitaus schwächeren Zahlen, als sie die französischen Regierung zuvor prognostiziert hatte. Auch die französischen Einkaufsmanagerindizes schwächten sich zuletzt wieder deutlich ab. Sie notieren mit 47,8 (Herstellungs-Einkaufsmanagerindex) bzw. 48,2 (Service-Einkaufsmanagerindex) unterhalb von 50 Punkten. Werte unterhalb der 50-Punkte-Marke zeigen dabei eine Schrumpfung an.
Aus der deutschen Wirtschaft kamen gemischte Zahlen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ging von 110,4 auf 109,7 leicht zurück. Dennoch zeigen sich die deutschen Verbraucher weiterhin optimistisch. So kletterte der GfK-Konsumklimaindex im Juli auf den höchsten Stand seit Dezember 2006. Laut GfK geben die Deutschen nach der jüngsten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Geld lieber aus, als es zu Niedrigstzinsen auf der Bank zu belassen. Eine Begründung, die wir allerdings nicht nachvollziehen können. So schnell zeigt sich ein solches Verhalten nicht.
Auch in den Vereinigten Staaten ist das Bild der wirtschaftlichen Entwicklung sehr uneinheitlich. Die Stimmung unter den US-Verbrauchern ist ungebrochen gut. Und auch der Immobilienmarkt belebt sich weiterhin deutlich. Im Mai kauften die US-Amerikaner so viele neue Eigenheime wie seit sechs Jahren nicht mehr. Auf Monatssicht kletterten die Wohnungsverkäufe um 18,6% und damit wesentlich stärker als von Analysten erwartet.
Die endgültigen Zahlen zum US-BIP im ersten Quartal zeigen hingegen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,9%. Hier hatten Volkswirte mit einem weniger starken Minus von zunächst nur 1,7% gerechnet. Die konjunkturelle Erholung steht also nach wie vor auf wackligen Füßen.
Fazit: Vor allem auf der geopolitischen Seite lauern derzeit Risiken, die am Aktienmarkt noch nicht eingepreist sind. Zu stark wirken offenbar die weiterhin üppig vorhandene Liquidität und der mit den Niedrigstzinsen verbundene Anlagenotstand. Im DAX stellt die Marke von 9.800 Zählern bislang eine solide Unterstützung dar. Solange sich hier weiterhin Käufer engagieren, bleiben zwischenzeitliche Kurskorrekturen sehr begrenzt.