Die Bauwirtschaft bleibt im Lande
Die deutsche Bauwirtschaft setzt auf die Auftraggeber im Inland. Vom Juncker-Plan hält sie wenig.
Die deutsche Bauwirtschaft hält nichts vom großen Juncker-Investitionsplan und setzt auf deutsche Bauprogramme. Die erhofften 315 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen binnen drei Jahren (Juncker-Plan) stehen nach Auffassung des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie nur auf dem Papier. Die Umsetzung ist der Branche zu kompliziert und dauert ihr zu lange. Ob die Finanzierung durch die EU-Staaten zustande kommt, wird ebenso bezweifelt wie die erhoffte Mobilisierung zusätzlicher Mittel bei privaten Investoren (Hebelwirkung). Im Inland lässt es sich dagegen besser kalkulieren. Das 28-Mrd.-Euro-Investitionsprogramm der Deutschen Bahn ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Auf Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ist auch sonst Verlass: Er will verstärkt öffentliche Infrastrukturvorhaben in PPP-Kooperation, also mit privater Finanzierung, realisieren. Am Horizont steht zudem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäubles (CDU) Versprechen zusätzlicher Geldmittel. Nicht zuletzt sorgen die vollen öffentlichen Kassen für Hoffnung auf Aufträge. Neue Bauinvestitionen könnten somit finanziert werden. Vor allem in Ballungszentren steht auf der Tagesordnung, den Rückstau in der Infrastruktur zu beseitigen. Der Einbruch am Bau ist zumindest nominell ausgeglichen. Der Umsatz der Bauwirtschaft erreichte 2014 mit 100 Mrd. Euro wieder den Stand von 2000. Erstmal wurden mit 250.000 Wohnungen so viele neu gebaut, wie es dem Bedarf entspricht.
Fazit: Als erste große deutsche Branche geht die Bauwirtschaft auf Distanz zum Investitionsplan von Juncker. Die vollen öffentlichen Kassen in Deutschland werden der Bauindustrie zu weiterem Wachstum verhelfen.