Nach wie vor ist „Industrie 4.0“ für deutsche Mittelständler ein kaum fassbarer Begriff in ihrer Unternehmenswelt. Das zeigte sich am Dienstag beim Petersberger Industriedialog. Abgesehen davon, dass den Ausdruck keiner mehr hören will, weiß jeder, „dass da was um die Ecke kommt. Nur, wo es sich konkret bemerkbar macht, wissen wir nicht“, vermerkten die gescha?ftsfu?hrenden Gesellschafter der No?lken Hygiene Products, Ulrich Daniel und Ernst Markus No?lken.
Weitgehend einig war man sich, dass es die Produktionswelt stark verändern wird. Das nahmen wir aus den Diskussionen am Rande der Veranstaltung mit, die von den IHKs NRW und Rheinland-Pfalz ausgerichtet wird. Dabei geht es nicht nur um den Dialog von technischen Geräten und Maschinen untereinander. Sicher sind sich die Mittelständler, dass es auch erhebliche Veränderungen an den Schnittstellen von Mensch und Maschine im Betrieb geben wird. Nur wenige sind der Ansicht, dies sei ein von Beratern getriebenes Thema.
Klar ist, dass sich die Thematik mit der ohnehin voranschreitenden Automatisierung in der Industrie verbindet. Sie wird helfen, das Fachkräfteproblem in Deutschland zu lindern. Aber es gilt auch: Je weniger (gut ausgebildete) Menschen die Unternehmen beschäftigen, desto mehr schwindet ihre Verankerung und damit die Akzeptanz ihrer Belange in der Gesellschaft.
Fazit: Industrie 4.0 wird vom deutschen Mittelstand nicht verschlafen. Aber die konkreten betrieblichen Auswirkungen sind noch zu schemenhaft, um darauf konsequent unternehmerisch zu reagieren.
Hinweis: Ende 2015 startet das Bundeswirtschaftsministerium Kompetenzzentren als Ansprechpartner für KMU zu Industrie 4.0. Solange hilft die Geschäftsstelle der Plattform Industrie 4.0 kostenfrei mit einer Berater-Vermittlung zu Digitalisierungsfragen. Mit dabei sind Verbände (VDMA, ZVEI, BITKOM, BDI, VDA, BDEW), Gewerkschaften (IG Metall) und Wissenschaft (Fraunhofer Gesellschaft). Infos: Tel.: 030/275 950 66 50.