Die Konjunkturampel springt auf Gelb
Die Konjunkturampel springt für 2019 auf Gelb. Das Wirtschaftswachstum bremst weltweit ab, regional zum Teil merklich. Zwar ist die Weltwirtschaft noch ein Stück weit von einer Rezession mit zwei Quartalen Schrumpfung entfernt. Aber der Gipfel im Konjunkturzyklus ist eindeutig überschritten.
Die Weltkonjunkturuhr des ifo-Instituts zeigt auf ungefähr 17 Uhr. Das bedeutet: deutlich im Abschwung (15 bis 18 Uhr) und noch eine Stunde von der Rezession entfernt. Zuletzt stand die Uhr dort im ersten Quartal 2008 – kurz vor Beginn der letzten Rezession. Dagegen weisen die Zeiger der amerikanischen oder deutschen Uhr erst auf 15-16 Uhr. Hier hat die Abschwungphase also gerade erst begonnen.
Zum Jahreswechsel setzen die Auguren die Prognosen einhellig herunter. Für USA, China, Europa gleichermaßen. Das Münchner Ifo-Institut rechnet für 2019 mit einem Wachstumsrückgang des Welthandels auf 3% nach 3,5% in diesem Jahr und 4,7% in 2017. Und überall stehen zwei übergroße Risiken im Konjunktur-Raum: ein Einbruch des chinesischen Wachstums aufgrund einer Eskalation der Handelsauseinandersetzung mit den USA. Und die Instabilität der EU. Sie sind in die Prognosen nicht eingerechnet.
Der US-Aufschwung hält an
Für die USA wird allgemein eine Fortsetzung des Aufschwungs angenommen. Im kommenden Jahr soll die US-Wirtschaft um 2,9% zulegen. Die Arbeitslosenrate dürfte sogar bis auf 3,5% im Jahresdurchschnitt zurückgehen (derzeit 3,7%). Nach deutschen Maßstäben gerechnet wäre die Arbeitslosenrate aber eher doppelt so hoch. Die US-Statistik ist „großzügiger".
Vor allem die Konsumenten bleiben in Spendierlaune. Sie tragen das Wachstum. Die Investitionen der Privatwirtschaft gehen eher zurück. Auch die Ausfuhren flauen ab. Und die Steuererleichterungen verlieren an Wirkkraft für die Unternehmensgewinne. Dafür ufert das staatliche Defizit weiter aus. Eine Bürde, die in Zukunft Wachstum kosten wird.
Die Inflation dürfte die Grenze von 2,0% knapp überschreiten. Grund ist der wachsende Lohndruck am zunehmend engeren Arbeitsmarkt. Energie fällt in den USA als Inflationstreiber dagegen so gut wie aus, seit das Fracking das Land zu einem Nettoexporteur von „Energiewaren" gemacht hat. Somit kann die US-Notenbank ihren zuletzt angedeuteten Kurs mit auslaufenden Zinserhöhungen durchhalten. Die Leitzinsen (Fed Funds Rate) werden höchstens 3% erreichen.
Fazit: Wir sehen auch für die USA Abwärtsrisiken. Der jüngste Einkaufsmanager-Index deutet bereits auf eine sich verlangsamende Konjunktur hin.
Chinas Wachstum schwächelt
China ist auch wirtschaftlich gesehen derzeit ein unsicherer Kantonist. Grund ist der Handelsstreit mit Washington. Bei 20% Exportrückgang nach Amerika fällt das Wachstum in China aus (FB vom 10.12.). Das kann sich das Land nicht leisten.
Chinas Wachstum lässt nach, und dieser Trend hält an. Die OECD rechnet nach 6,9% im letzten, 6,6% in diesem noch mit 6,3% im nächsten Jahr und nur noch 6,0% in 2020. Das ist weder überraschend – auch Chinas Wirtschaft unterliegt Zyklen – noch grundsätzlich beunruhigend. Aber natürlich müssen sich insbesondere die deutschen Maschinen- und Autobauer bzw. Exporteure etwas (mehr) einfallen lassen.
Enttäuschender Euroraum
Das Wachstum im Euroraum wird 2019 eher enttäuschen. Und das, obwohl die Regierungen ihren zeitweisen „Sparkurs" verlassen haben. Die Budgets werden munter überzogen – voran in Italien und Frankreich.
Die meisten Konjunkturindikatoren für den Euroraum sind in den vergangenen Monaten kontinuierlich gefallen. Das ifo-Wirtschaftsklima, der Markit- Einkaufsmanagerindex und der Economic Sentiment Indikator der Europäischen Kommission sanken auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2016.
Ifo rechnet denn auch nur noch mit einem Wachstum im Euroraum von 1,5%. In Italien, dessen Regierung den Geldhahn gemessen an den Möglichkeiten besonders weit aufdrehen will, bleibt mit 1,0% Zuwachs das Schlusslicht der „Zone".
Das alles sind Schönwetter-Voraussagen. Der Aufstand der Gelbwesten in Frankreich ist nicht eingepreist. Die Stimmung sinkt dort zum Jahresausklang rapide. Der Einkaufsmanagerindex fiel von 54,2 Punkten im November auf 49,3 im Dezember. Das signalisiert, dass die Wirtschaftsleistung schrumpft.
Fazit: Die aufziehenden Gewitter Brexit und italienische Schuldenpolitik dürfen sich nicht entladen. Dann sind alle Prognose-Zahlen nur noch Makulatur.
Deutsche Konjunktur schwach
Der deutsche Konjunkturmotor läuft 2019 noch rund, aber er brummt nicht mehr (FB vom 13.12.). Alles unter der Voraussetzung, dass es nicht zum chaotischen Brexit kommt. In den letzten Tagen des Jahres sind genau aus diesem Grund die ifo Exporterwartungen der Industrie auf 8,7 Punkte gefallen von 12,2 im November.
Fazit: Geht alles gut, kommt die deutsche Wirtschaft auf 1,5% bis 1,8% Wachstum. Kommt es dicke in Great Britain und China, ist eine Rezession möglich.