Flucht aus der Wüste
Die Fußball-WM 2022 wird aller Voraussicht nach nicht in Katar stattfinden.
Wir hegen immer stärkere Zweifel daran, dass die Fußball-WM 2022 tatsächlich in Katar stattfinden wird. Weniger die andauernden Korruptionsverdächtigungen, sondern ganz handfeste wirtschaftliche Gründe bringen uns zu dieser Überzeugung. Die offensichtlichsten Knackpunkte sind:
- Die Stadien werden nicht einmal ansatzweise ausgelastet sein. Der Zuschauerdurchschnitt eines WM-Spiels liegt bei rund 50.000. Ein normaler WM-Spieltag mit drei Partien braucht also rund 150.000 Besucher. Auf der Grundlage der aktuellen Planungen müssten rund 3 Mio. Tickets verkauft werden. In Katar leben 2 Mio. Menschen, fast 80% davon sind Gastarbeiter, die sich die Tickets ohnehin nicht leisten können.
- Für Ausländer hat die kleine Halbinsel Katar – umgeben vom Königtum Saudi-Arabien – außer Hotels, Vergnügungsparks, Salzsümpfen und Wüste kaum etwas zu bieten. Sie werden also abreisen, wenn das eigene Nationalteam nicht mehr im Spiel ist.
- Die Verkehrs-Infrastruktur ist dafür ungeeignet. Der Flughafen von Doha ist der einzige internationale Verkehrsknotenpunkt. Er wird zwar ausgebaut. Ca. 800 Starts und Landungen pro Tag sollen möglich sein. Davon sind die Mehrzahl aber Transit- und Frachtflüge.
- Das Land hätte auch nicht die nötigen Unterbringungsmöglichkeiten, um einen internationalen Besucheransturm aufzufangen. Bis zur WM ist eine Hotelkapazität für 80.000 Menschen geplant. Allein die Zahl der Sport-Funktionäre, die zur WM anreisen, dürfte bei knapp 40.000 liegen.
Fazit: Die Fifa wird die WM 2022 nicht in leeren Stadien mitten in der Wüste veranstalten. Unternehmen, die sich strategisch auf Nicht-Bau-Aufträge für die Fußball-WM 2022 vorbereiten, sollten ihre Pläne grundsätzlich überarbeiten.