Die Kursschwankungen an den Aktienbörsen halten an. Am Freitag vergangener Woche markierte der DAX bei knapp oberhalb von 8.900 Zählern ein neues Jahrestief. Nachdem der Index zu Handelsbeginn regelrecht ausverkauft worden war, schloss der Markt zum Wochenende hin jedoch wieder oberhalb der Marke von 9.000 Zählern.
Rückenwind für die Käufer kam von Seiten der Politik. Die Lage in der Ukraine und dem Mittleren Osten hat sich zwar nicht wesentlich gebessert. Es reichte aber aus, dass sich die Konflikte zum Ende der Handelswoche nicht weiter zuspitzten.
Der Aktienmarkt bleibt nach dieser Woche zwar weiterhin angeschlagen, versucht jedoch eine Stabilisierung auf dem ermäßigten Niveau. Durch die Nähe zu Russland und wegen der großen Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft sieht das Kursbild der europäischen und hier vor allem der deutschen Börse wesentlich schlechter aus als jenseits des Großen Teichs. Während deutsche BlueChips, gemessen am DAX, seit den Juli-Hochs rund 11% verloren haben, beträgt das Minus beim Dow-Jones-Index nur rund 5%. Der US-Technologie-Index Nasdaq 100 notiert aktuell sogar nur noch rund 1% unter seinem vor rund drei Wochen erreichten Jahreshoch.
Auf den ersten Blick entsteht damit der Eindruck, die Börsenkorrektur der letzten Wochen sei bereits wieder beendet. Dies könnte sich allerdings als trügerisch herausstellen. So macht sich die Ukraine-Krise in einem deutlich schlechteren ZEW-Konjunkturerwartungsindex bemerkbar. Dieser war im August von 27,1 auf nur noch 8,6 Zähler dramatisch eingebrochen. Analysten hatten im Vorfeld der Daten bereits mit einer Verschlechterung der Lagebeurteilung auf 18 Punkte gerechnet. Das gemeldete Ergebnis unterbot jedoch die Befürchtungen deutlich.
Während die Krisen vom Markt lange Zeit ignoriert wurden, rücken sie jetzt um so stärker in den Blick von Anlegern und Investoren. So verwundert es auch nicht, dass die laufende Kurserholung wesentlich vorsichtiger und gebremster abläuft, als dies zu Beginn des Jahres der Fall war.
Das Kursniveau erscheint nach den Rekordmarken der letzten Monate zwar verlockend. Dennoch möchte sich aktuell noch keiner richtig weit aus dem Fenster lehnen. In das Bild einer fragilen Stabilisierung passt ebenfalls, dass die Börsenumsätze bei steigenden Notierungen eher abnehmen. Dies mahnt (noch) zur Vorsicht.
Fazit: Der Kursverfall ist fürs Erste gestoppt. Nun bereits die nächste Rally-Stufe auszurufen, wäre jedoch verfrüht. Negative Schlagzeilen aus Moskau oder Kiew werden die Märkte noch eine Zeitlang in Atem halten. In den USA belastet die Sorge vor schneller steigenden Zinsen die Stimmung. Den aktuellen Erholungsversuch stufen wir derzeit als technische Reaktion auf die starken Kursverluste der letzten Wochen ein.