Klare Abschwächung
Die Konjunkturprognosen der großen Wirtschaftsforschungsinstitute laufen inzwischen kräftig auseinander. Das zeigt die aktuelle Prognose des ifo-Instituts heute (Donnerstag). Die Münchner Konjunkturforscher taxen ihre Erwartungen für das deutsche BIP-Wachstum für 2019 nochmal deutlich nach unten. DIW und IfW sind dagegen viel optimistischer (vgl. Tabelle). Die EZB hat heute ihre Wachstumsprognose für die Eurozone um 0,1% auf 1,7% für 2019 reduziert.
Reduzierte Konjunkturerwartungen
Für 2019 haben alle drei Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturerwartungen reduziert. Aber das ifo-Institut rechnet für das nächste Jahr entgegen bisheriger (zuvor schon gesenkter) Annahmen nun nochmal mit einem geringeren Wachstum. Das erwartete Plus wurde um 0,8% auf nur noch 1,1% reduziert. DIW und IfW verringern aber nur leicht um 0,3% und 0,2%.
Vor allem unterschiedliche Erwartungen für die Entwicklung des Autosektors begründen die Prognosen. DIW und IfW rechnen für 2019 mit starken Nachholeffekten. 2018 waren viele Fahrzeuge nicht verfügbar, weil sie erst nach dem neun Prüfzyklus WLTP getestet werden mussten. Das ifo-Institut glaubt dagegen nicht, dass die Konsumenten im nächsten Jahr deutlich mehr Fahrzeuge kaufen werden. Denn die Nachfrageabschwächung begann in Deutschland schon Anfang des Jahres, lange vor der Umstellung des Prüfzyklus. Auch in China und den USA geht die Nachfrage zurück. Die Autoindustrie hat offenbar ihren zyklischen Höhepunkt überschritten – ganz abgesehen von den hausgemachten Abgasproblemen.
Erwartung eines staatlichen Konjunkturimpuls
Einig sind sich die führenden Institute darin, dass es einen kräftigen staatlichen Konjunkturimpuls geben wird. Etwa 245 Mrd. Euro werden Investitionsausgaben und Beitragssenkungen ausmachen. Das sind immerhin 0,7% des BIP, das wird die Konjunktur stützen. Die staatlichen Überschüsse werden zurückgehen. Sie sinken vom Rekordwert von 54 Mrd. Euro in diesem Jahr, auf 32,5 Mrd. 2019 und 27 Mrd. Euro 2020.
Die Arbeitslosenquote wird 2019 laut ifo auf 4,9% sinken, 2020 sogar auf 4,7%. Hier wirkt vor allem der demographische Effekt, dass jährlich etwa 225.000 Menschen mehr aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden als hinzukommen. Die Lohnabschlüsse werden 2019 bei etwa Plus 3% liegen und den privaten Konsum stärken. Ein Sondereffekt sind die unüblich vielen Arbeitstage im Jahr 2020. Sie verstärken das Wachstum um 0,3%.
Fazit:
Der Konjunkturschwung lässt allmählich nach – auch in den USA und China. Die Autobranche hat einen signifikanten Einfluss auf das gesamte deutsche BIP und wird „Frühindikator" sein. Und ein guter Teil der heute für 2020 erwarteten Belebung wird allein auf statistische Effekte zurück gehen.