Der Zustand der Weltwirtschaft zeigt sich zusehends labil. In allen vier großen Industrieblöcken – USA, Europa, Japan und China – weisen die Indikatoren nach unten. Das gilt gleichermaßen für die harten Zahlen wie auch für die Stimmungsindikatoren.
Chinas Wirtschaft ist derzeit Sorgenkind Nummer eins. Nach den offiziellen Zahlen zählt das Wachstum mit 6,8% im vergangenen Jahr im internationalen Vergleich zwar immer noch zur absoluten Spitze. Doch kaum ein Analyst glaubt noch den offiziellen Zahlen. Die schweizerische Börsenlegende Felix Zulauf schätzt das tatsächliche Wachstum auf nur noch 2%. Die verschiedenen Einkaufsmanager-Indizes sind mittlerweile alle unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen.
Die hohe Kapitalflucht von 100 Mrd. Dollar pro Monat bereitet zusätzliche Sorgen. Sie könnte dazu führen, dass die Chinesen am Ende auch ihr gewaltiges Kreditrisiko – das Kreditvolumen beträgt 28.000 Mrd. US-Dollar – nicht selbst bewältigen können. Denn die derzeit noch hohen Reserven von 3.300 Mrd. USD schmelzen wie Schnee in der Sonne. Frische Kredite können die Banken wegen des Berges fauler, nicht abgeschriebener Schulden kaum noch vergeben. An eine konsequente Liquidation der nicht wettbewerbsfähigen, aber viele Menschen beschäftigenden Staatsbetriebe trauen sie sich bisher nicht heran. Das Japan der 90er Jahre lässt grüßen.
In den USA schwächelt die Industrie. Der Einkaufsmanagerindex fiel zuletzt auf 48,2 Punkte. Die Produktion war in zehn der vergangenen zwölf Monaten rückläufig und liegt jetzt 2% unter dem Vorjahresniveau. Die zentrale Frage lautet: (Wann) steckt die Industrie den Dienstleistungsbereich an? Bisher zeigt dieser keine Schwäche. Doch eine Rezession der Industrie führt zu Job-Abbau. Die ausbleibenden Einkommen samt der daraus gespeisten Nachfrage dürften auch die Dienstleister nach unten ziehen.
Die japanische Wirtschaft zeigt kaum mehr Dynamik. Die private Konsumnachfrage ist rückläufig. Die Umsätze des Einzelhandels sanken in den letzten beiden Monaten 2015 sichtbar. Die Ausgaben der privaten Haushalte lagen zuletzt um 2,9% unter dem Vorjahresniveau. Die Aufträge bei den Maschinenbauern waren jüngst rückläufig (-14,4% ggü. Vormonat). Die Importe brachen mit -18% zum Vorjahr stärker ein als die Exporte (-8%).
Auch der flache Erholungstrend der Eurozone stockt. Zwar bleibt der Einkaufsmanager-Index mit 53,5 nach 54 Punkten oberhalb der Expansionsschwelle. Doch die Industrieproduktion lieferte im Monatsvergleich einen Rückgang (-0,7%). Die Nachfrage der privaten Haushalte liegt noch 1,4% über dem Vorjahr. Sie ging aber zuletzt im Monatsvergleich um 0,3% zurück. Die Handelsbilanz weist einen ordentlichen Überschuss aus. Doch die Importe nahmen im Jahresvergleich langsamer (+5%) und im Monatsvergleich gar nicht mehr zu (-0,1%) – Beleg für schwächere Dynamik.
Fazit: Die größte Gefahr droht aus China. Peking könnte auf eine deutliche Abwertung des Renminbi setzen, um die Überproduktion der heimischen Industrie an den Mann zu bringen. Dies würde sich mit dem Rohstoffpreisverfall zu einer – dann bedrohlichen – Deflation vereinigen, der die Notenbanken nichts mehr entgegen zu setzen haben. Ihre Inflationierungsversuche gelten jetzt schon als gescheitert.
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