Nachholeffekt ab Jahresmitte
Die Konjunkturdelle im 1. Halbjahr wird ab dem Sommer ausgebeult. Im 1. Quartal nahm das deutsche BIP gegenüber dem Vorquartal nur um 0,3% zu. Im 2. Quartal rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bereits mit 0,5 %. In den nächsten Quartalen könnten es wieder 0,7% sein wie im 4. Quartal 2017.
Die langen Regierungsverhandlungen haben die Wirtschaft im 1. Quartal ausgebremst. Seit Jahresanfang wurden die Mittel des Bundes aufgrund der vorläufigen Haushaltsführung ohne neue Haushaltsbeschlüsse abgerufen. So wurde allein im April die Bundesschuld um knapp 19 Mrd. Euro auf 1.067 Mrd. Euro abgebaut.
Investitionen gebremst
Die Ausgaben-Zurückhaltung bremste die Investitionen. Denn die vom Bund angekündigten Milliarden für die Kommunen und Bundesländer wurden nicht ausgezahlt. Damit fehlte es an der Umsetzung der geplanten Investitionen.
Im Juli wird der neue Haushalt in Kraft treten. Die Auszahlungen werden im vollen Umfang erst nach den Sommerferien erfolgen. Dann können auch Länder und Kommunen mit einem Dreivierteljahr Verspätung in die Kasse greifen.
Zusatzimpulse 2018/19
Außerdem wird es Zusatzimpulse geben. Bereits ab August wirkt die kräftige Rentenerhöhung. Ab Januar 2019 sorgen die Senkungen der Sozialbeiträge (Arbeitslosigkeit, Krankenversicherung) für einige Mrd. Euro zusätzlich in den Kassen der Arbeitnehmer. Das wird den Konsum weiter stimulieren; zumal in diesem Jahr mit wieder 500.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen gerechnet wird.
Die Anhebung der Wachstumsprognose 2019 von 1,7% auf 2,2% baut darauf. Dennoch geht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) mit seiner Prognose an den oberen Rand des Erwartbaren. Kommt das Wachstum nicht oder verspätet in Fahrt, ist Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) plötzlich zu Einsparungen gezwungen (FB 3.5.).
Möglicher Stolperstein sind wie so oft die Finanzmärkte. Die Situation ähnelt der von 2008: der Welthandel zieht an (FB vom 28.5.), die Wirtschaft wächst auf breiter Front – und die Verschuldung ist so hoch wie nie. Zudem sind Europas Banken – voran Italiens – alles andere als solide aufgestellt. Jetzt zieht die Inflation in Deutschland an, und die EZB wird ihre Anleihenkäufe im Sommer beenden. Da ist schnell ein Fehltritt gemacht.
Fazit:
Rein realwirtschaftlich betrachtet, bleibt es bei einer soliden konjunkturellen Entwicklung.