Neue Risiken
Laut IWF wächst die Gefahr einer neuen weltweiten Immobilienblase. Die Zentralbanken scheinen aber dagegen gut gerüstet zu sein.
Der IWF sorgt sich um die globalen Immobilienmärkte. Denn die nach 2008 allenthalben betriebene Krisenstrategie mit niedrigen Zinsen und kräftigen Liquiditätsspritzen hat die Immobilienpreise hochgetrieben, vor allem in den westlichen Industriestaaten. Je effizienter die privaten Finanzdienstleister funktionieren, desto mehr macht sich der selbstverstärkende Auftrieb bemerkbar. Auf steigende Preise folgen wachsende Beleihungswerte. Das ermöglicht höhere Sicherheitsmassen und damit höhere Kreditvolumina, die wiederum zusätzliche Nachfrage und damit weitere Preissteigerungen generieren – in den Augen der Geldpolitik ein wahres Horror-Szenario. Dieses Muster liegt nach IWF-Auswertungen mehr als zwei Dritteln der letzten 50 Finanzkrisen zugrunde. Und die aktuelle Lage wirkt wie ein Remake des 2006-2008 gesehenen Films. Vom langfristigen Durchschnitt her eingeordnet, liefern die Quotienten der Hauspreise zu den Einkommen und den Mieten einen aussagefähigen Bezugspunkt. Bei dem Preis-Mietniveau-Verhältnis sind Norwegen, Belgien, Finnland, UK und Frankreich mit 40% bis 80% Überschreitung des Mittelwerts am stärksten gefährdet. Beim Preis-Einkommens-Verhältnis sind Belgien, Frankreich, Norwegen, UK und die Niederlande mit etwa 25% bis 50 % Überschreitung des Mittelwertes die am stärksten gefährdeten Europäer. Außerhalb Europas sind in beiden Fällen Kanada, Australien und Neuseeland betroffen. Gemessen an diesen Parametern sind die Märkte sowohl in den USA als auch in Deutschland noch als völlig entspannt und unauffällig anzusehen. Allerdings ist auch erkennbar, dass die Geldpolitik in einer Reihe von Ländern reagiert hat. So erlegte sie den Banken als maßgeblichen Kreditgebern Beschränkungen auf. Durch erhöhte Ansprüche an das Kredit/Objektwert-Verhältnis werden nun höhere Eigenmittel der Käufer nötig und durch verschärfte Einkommen/Kredit-Quoten eine bessere Liquidität der Käufer angepeilt. Schließlich verteuern erhöhte Pflichten zur Eigenkapitalunterlegung den Banken das Hypothekenangebot.
Fazit: Länder wie Norwegen, UK oder Australien zeigen deutliche Immobilienrisiken. Der Instrumentkasten der Geldpolitik erweist sich aber als gut gefüllt.