Neue Wettbewerber: Digitale Plattformen
Über die Hälfte aller deutschen Unternehmen ist mit dem Geschäftsmodell digitaler Plattformen nicht vertraut. Das kostet Umsatz und gefährdet womöglich die eigene unternehmerische Existenz.
Zwei Drittel der deutschen Unternehmen ignorieren einen neuen Wettbewerber: digitale Plattformen. Dabei machen sich diese auf immer mehr Märkten breit. 62% der Firmeninhaber kennen laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom den Begriff nicht. Die Vermutung: Dann wurden auch das Geschäftsmodell und seine Möglichkeiten für Produzenten und Einzel- sowie Großhändler von den Firmenchefs noch nicht durchdrungen. Konkrete Beispiele kennt wiederum jeder. Amazon und Ebay sind Handelsplattformen, Uber bietet Taxidienste, Airbnb Unterkünfte. In Deutschland hat sich die Plattform Flixbus im Fernbusmarkt durchgesetzt, HRS ist der führende Anbieter für Hotelbuchungen. Auch für Geschäftskunden wächst das Angebot an digitalen Plattformen. Rio von MAN verknüpft die digitalen Informationen zur Lieferkette. Axoom bietet Software für Maschinen. Im Logistikbereich gibt es einige Plattformen, über die Transportkapazitäten bzw. Fracht angeboten wird. Digitale Plattformen bringen Verkäufer und Käufer zusammen. Sie halten selbst keine Waren vor, sondern finanzieren sich über eine Gebühr der Anbieter. Vor allem aber sichern sie die finanziellen und Waren-Transaktionen ab. Vorteil für Unternehmen als Anbieter auf Plattformen: Sie müssen keine Akquise mehr betreiben. Häufig wird auch die Abrechnung vereinfacht und die Bezahlung garantiert. Gravierender Nachteil: Eine eigene Marke aufzubauen ist als Anbieter auf einer Plattform gar nicht oder nur schwer möglich. Bisweilen führt die Nutzung der Plattform auch zu Gewinneinbußen durch die Vergleichbarkeit der Angebote und die Gebühren. Eine Herausforderung ist die Marktbeobachtung. Viele Mittelständler haben nicht das Wissen und die Ressourcen, um im Internet zu recherchieren, ob eine Plattform als Vertriebspartner oder Bedrohung des eigenen Geschäfts entsteht. Laut Bitkom gibt es aber auch regional spezialisierte Berater, die eine solche Aufgabe für bezahlbares Geld übernehmen. Sie sind über das Internet für verschiedene Branchen zu finden.
Fazit: Solange KMU sich nicht intensiver mit der Plattformökonomie beschäftigen, liegen im Mittelstand noch erhebliche Geschäftschancen brach bzw. wird ein geschäftliches Risiko sträflich unterschätzt.