Neutraler Zins im Keller
Brasiliens Wachstumsperspektiven sehen ziemlich mau aus. Eine zentrale Rolle spielt die schwache Produktivitätsentwicklung. Doch im Oktober sind Präsidentschaftswahlen.
Ein neues IWF-Papier bringt Brasiliens Strukturschwächen auf den Punkt. Es analysiert den generellen Rückgang der neutralen Zinssätze in den Emerging Markets. Dieser mit inflationsfreiem Wachstum zu vereinbarende Zins ist in Brasilien deutlich von 7,2% (2005-2008) auf etwa 3,5% (2010-2013) gefallen. Das sind 370 Basispunkte. Für die Emerging Markets insgesamt waren es nur etwa 70 Basispunkte. Offenbar spielt die schwache Entwicklung der Produktivität dabei eine zentrale Rolle. Sie ist die Kehrseite der stark auf die Rohstoffproduktion gestützten Wirtschaft. Diese öden Perspektiven schwächen die Investitionsneigung. Die Investitionsquote erreicht mit 13%-15% vom BIP kaum die Hälfte des Niveaus der Volkswirtschaften Asiens. Folge der schwachen Realkapitalbildung ist eine gebremste Produktivitätsentwicklung. Zusammengenommen ergibt das einen stabilen Abwärtstrend. Hinzu kommt eine steigende Inflation samt Währungsschwäche. Beides drückt die realen Zinssätze noch weiter nach unten. Unterm Strich bleiben Brasiliens Aussichten schwach. OECD und IWF setzen aktuell 1,8% für das laufende Jahr und 2,2% bzw. 2,7% für 2015 an – in jedem Fall wenig für ein Schwellenland.
Fazit: Ein politischer Impuls zum Umsteuern ist vor der Präsidentschaftswahl im Oktober kaum zu erwarten.