Niedriger Ölpreis, höheres Wachstum
Die Konjunkturprognosen im Frühjahr versprechen zusätzliches Wachstum. Dafür reicht schon die Änderung einer Grundannahme.
Die Frühjahrsprognosen zur Konjunktur könnten durchweg positive Überraschungen liefern. Grund ist der Ölpreis. Die vorliegenden Konjunkturprognosen haben diesen als Wachstumsimpuls noch nicht voll eingepreist. In der Herbstprognose 2015 gingen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute (DIW, ifo, IWH, RWI) von einem jahresdurchschnittlichen Ölpreis von 54 Dollar/Barrel (Brent) für 2015 und von 51 USD für 2016 aus. Mitte Oktober durchbrach das Barrel Brent die 50er Marke nach unten, ließ im Dezember auch die 40er Marke hinter sich und pendelt seither zwischen 28 und 36 USD. Für die privaten Verbraucher stieg damit das verfügbare Einkommen spürbar. Es wird z. T. für Konsumausgaben genutzt. In geringem Maß erhöhten sich auch die Investitionen. Die Frühjahrsprognosen erscheinen ab Mitte März und sind gerade „in der Mache“. Wie wir aus den Instituten erfahren, wird die Annahme zum Jahresdurchschnitt beim Ölpreis entsprechend der Entwicklung nach unten angepasst. Auf das gesamte Jahr gerechnet kann der Ölpreisrückgang des 3. Quartals 2015 von etwa 30% (in Euro) einen Konjunkturimpuls von 0,25% bedeuten, schätzt Prof. Timo Wollmershäuser vom Münchner ifo-Institut. Dies würde für 2016 eine Wachstumsrate von über 2% statt der bisher prognostizierten 1,8% bedeuten.
Fazit: Die (deutsche) Konjunktur hat weiter Rückenwind. Doch die deutsche Wirtschaft hat ihre augenblickliche Kraft nur geliehen.