Produktivität legt stärker zu
Das Produktivitätswachstum steigt wieder kontinuierlich. Das zeigen revidierte Daten des statistischen Bundesamtes vom August 2017. Der Tiefstand wurde 2012 mit einem Zuwachs von etwa 0,5% erreicht. Für 2017 wird mit einem für entwickelte Volkswirtschaften „normalen" Zuwachs von etwa 1% bis 1,5% gerechnet.
Die Produktivität ist ein zentraler Faktor zur Messung des Wohlstands. Steigt sie, nimmt der Wohlstand zu. Nimmt die Produktivität nicht mehr zu, stagniert der Wohlstand eines Landes. Letztlich ist der Produktivitätsfortschritt schwer messbar, denn er wird leicht durch andere Entwicklungen überlagert. Die in Deutschland seit Jahren sinkenden Produktivitätszuwächse waren eine Folge mehrerer zeitweise wirksamer Faktoren. Dies zeigt eine Studie des IfW Kiel im Auftrag von BMWi und BMF.
Arbeitsmarktwunder überlagerte Produktivitätsentwicklung
Fünf Faktoren waren für die Entwicklung maßgeblich. Zum einen die im Vergleich zu anderen Ländern geringere Digitalisierung Deutschlands. Der sektorale Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor hat das Produktivitätswachstum insgesamt erhöht, aber die Wirkung hat in den letzten Jahren abgenommen. Besonders die Unternehmensdienstleistungen senkten die Produktivität seit Beginn der 2000er Jahre. Dieselbe Wirkung hatte die demografische Entwicklung.
Stärkste Bremse für das Produktivitätswachstum war das Arbeitsmarktwunder. Die starken Beschäftigungszahlen kommen zustande, weil auch schlecht ausgebildete und damit weniger produktive Arbeitskräfte Beschäftigung finden. Zusätzlich wird die Sachkapitalausstattung pro Beschäftigten zeitweise verringert. Die geringen Lohnzuwächse erklären einen guten Teil der schwachen Produktivitätsentwicklung der letzten 15 Jahre.
Fazit: Die Produktivitätszuwächse sind zurück auf einem normalen Pfad. Eine säkulare Stagnation, bei der die Wirtschaft nicht mehr wächst, hat es nie gegeben. Das Produktivitätswachstum wurde von anderen Faktoren überlagert.