Nach der jüngsten Rekordfahrt bei Dividendentiteln steigt unter den Anlegern die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen. Nach dem Anstieg des DAX um mehr als 400 Punkte oder rund 5% innerhalb von drei Wochen ist dies jedoch nicht verwunderlich. Im Gegenteil: Für die längerfristige Entwicklung sind solche Rücksetzer eher gesund und lassen ein wenig die heiße Luft aus den Kursen. Nachdem im Wochenverlauf noch positive Wirtschaftsdaten aus den USA und Deutschland für weiter steigende Notierungen sorgten, nehmen Anleger nun eine Prognosesenkung der Weltbank für das globale Konjunkturwachstum zum Anlass, erst einmal auf Nummer Sicher zu gehen und Aktien zu verkaufen.
Die Weltbank senkte ihre Prognose zum weltweiten Wirtschaftswachstum in 2014 auf 2,8%. Im Januar hatte sie noch 3,2% Zuwachs erwartet. Vor allem der harte Winter in den USA und der Ukraine-Konflikt sowie die Situation in einigen Schwellenländern sind die Gründe für den nicht mehr ganz so optimistischen Ausblick. Dennoch rechnet die Weltbank weiterhin für die Industrieländer in der Europäischen Union sowie für die USA mit einem Anziehen der Konjunktur im Jahresverlauf. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt und bei den Konsumenten werde sich verbessern.
Gegenwind könnte vor allem aus den Schwellenländern kommen. Dies liege laut Weltbank an dem mangelnden Reformeifer vieler Staaten, der Zunahme militärischer Konflikte und der Aussicht auf mittelfristig steigende Zinsen. Sollten nämlich die westlichen Notenbanken, allen voran die US-Notenbank Fed, bei steigendem Wirtschaftswachstum die Zinsen wieder erhöhen, litten darunter vor allem die aufstrebenden Länder, die auf internationale Geldgeber angewiesen sind. Diese könnten Investitionen aus Risikoregionen abziehen und so den Volkswirtschaften wichtige Liquidität entziehen.
Dass der Aktienmarkt derzeit recht extrem auf Nachrichten reagiert, liegt sicherlich auch am weiterhin abnehmenden Handelsvolumen zur beginnenden Sommerpause. So verlor beispielsweise die Lufthansa-Aktie nach einer Gewinnwarnung rund 15% innerhalb eines Handelstages. Das ist für einen DAX-Wert schon einmal beachtlich. Zuvor hatte Lufthansa die Ergebnisprognose für 2014 gekappt. So rechnet der Konzern nun nur noch mit einem Plus von rund 1 Mrd. Euro; zuvor war man noch von 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro ausgegangen. Die zurückgehende Liquidität während der nächsten Wochen könnte dabei auch bei anderen Aktien im DAX noch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Von einer grundlegenden Kursänderung ist nicht die Rede.
Fazit: Die aktuelle Korrektur könnte noch ein wenig weitergehen. Am mittelfristigen Trend ändert dies jedoch erst einmal nichts. So könnte der DAX bis auf ca. 9.750 Zähler fallen, ohne den Mitte März begonnenen Aufwärtstrend zu gefährden. Im breiter gefassten S&P 500 Index würde ein Rücksetzer in Richtung 1.900 Punkte ebenfalls nur den Trend bestätigen. Geduldige Anleger warten somit weitere Korrekturen ab und steigen auf ermäßigtem Niveau wieder ein.