Die Kursentwicklung an den wichtigsten internationalen Aktienbörsen läuft krass auseinander. Während die US-Börsen weiter von Hoch zu Hoch eilen, kommen die europäischen Märkte, voran der DAX, nicht richtig vom Fleck. Aktuell stehen die Anzeichen eher auf Konsolidierung. Der DAX ringt weiter um die Marke von 9.300 Punkten und notiert damit unterhalb der 200-Tage-Durchschnittslinie, die bei 9.500 Punkten verläuft. Solange der Index unter dieser Marke notiert, deutet die Charttechnik auf weitere Korrekturen hin. Klettert der Markt darüber, startet die Jahresendrally.
Kurzfristig ist diese Entwicklung im DAX sogar als bedenklich einzustufen. Denn wenn der Index und der Euro-Stoxx schon den Rekordkursen von Dow Jones und S&P500 nicht folgen können, wie mag dann das Bild aussehen, wenn die US-Indizes eine Schwäche zeigen und auf Konsolidierungskurs gehen? Die Rally bei US-Aktien hat den Markt in rund vier Wochen immerhin um mehr als 11% klettern lassen. Eine Korrektur dieser kräftigen Bewegung oder wenigstens ein kurzes Atemholen ist darum eigentlich wahrscheinlich und sollte eingeplant werden. So wurden die Kursaufschläge in den USA in jüngster Zeit wieder schwächer. Die Luft für weitere Kursavancen scheint erst einmal dünner zu werden. Hinzu kommt: Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu und die Märkte warten auf neue Impulse.
Zum Ende der Woche könnte es noch einmal sehr spannend werden. Am Freitag veröffentlicht Eurostat die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der Eurozone und einzelner Mitgliedsstaaten für das dritte Quartal. Diese Zahlen sind deshalb besonders wichtig, weil bei vielen Investoren in deutsche und europäische Werte momentan die Konjunktursorgen überwiegen. Nach den Zahlen am Freitag wird sich darum zeigen, ob und wie weit die bereits gesenkten Konjunkturerwartungen in der Realität durchschlagen. Sollte es positive Überraschungen geben und sollten die Signale von der Konjunkturseite her besser sein als die Befürchtungen, könnte dies der Befreiungsschlag für die europäischen Börsen sein. Dann dürfte die zuletzt starke Underperformance gegenüber US-Papieren etwas aufgeholt werden.
Dass Investoren aber noch weiter Geld in Europa abziehen, zeigt sich auch am Kurs des Euro. Dieser schwächelt weiter, vor allem gegenüber dem US-Dollar. Derzeit notiert die Gemeinschaftswährung um 1,2450 Dollar und damit in der Nähe des Zweijahrestiefs. Der schwache Euro dürfte allerdings den exportorientierten europäischen Unternehmen mittelfristig zugutekommen. Diese werden international wettbewerbsfähiger. Über kurz oder lang sollte sich das auch in höheren Aktienkursen niederschlagen.
Fazit: Die US-Märkte klettern auf neue Rekordmarken, sind aber anfällig für größere Gewinnmitnahmen. Die europäischen Märkte kommen nicht in Schwung. Korrigieren die Kurse in Übersee, wird der DAX sein Unterstützungsniveau bei 9.000 Zählern testen. Rutscht er erneut darunter, trübt sich das mittelfristige Bild stark ein. Oberhalb von 9.500 Zählern springt die Börsenampel auf Grün. Dann startet die Jahresendrally.