Trauermarsch der Organisationen
Verbände und Organisationen sehen – anders als wir (FB vom 14.11.) – nur noch Dunkelgrau bei der konjunkturellen Entwicklung, speziell auch für Deutschland. Der Generalsekretär der OECD, Angel Gurría, sagte in Peking: „Die Alarmglocken läuten laut und deutlich."
Die OECD beklagt die mit 2,9% niedrigste Wachstumsrate seit der Finanzkrise. Auch 2020 und 2021 wird es bei 2,9% bis 3,0% bleiben. Gleichzeitig bestätigt die OECD unsere Einschätzung (FB vom 23.9.), dass es sich beim Abschwung um mehr handelt als ein zyklisches Phänomen. Dazu heute OECD Chief Economist Laurence Boone: „Es wäre ein Fehler zu glauben, dass ein geringes Wachstum auf temporäre Faktoren zurückzuführen ist, die mit der Geld- oder Fiskalpolitik angegangen werden können. Die Probleme sind strukturell."
Boone empfiehlt die Koordinierung von Handel und weltweiter Besteuerung. Zugleich „klare politische Richtungen für die Energiewende". Sonst werde „die Unsicherheit weiter zunehmen und die Wachstumsperspektiven beeinträchtigen."
Auch die Kammern jammern
Auch der DIHK trägt Schwarz. Er vermeldet, seit der Finanzkrise 2008/2009 von den 28.000 Unternehmen in seiner Konjunkturumfrage nicht mehr so pessimistische Antworten zur Geschäftsentwicklung erhalten zu haben. Gerade in der Industrie verschlechterten sich Geschäftslage und -erwartungen erheblich.
Die Maschinenbauer beim VDMA beklagen Stagnation bei den Exporten. In den ersten neun Monaten dieses Jahres legten die Maschinenauslieferungen laut Statistischem Bundesamt nur um nominal 0,6% zu.
Hoffnungsschimmer nicht übersehen
Wir sind nicht so pessimistisch. Zwar ist es richtig, dass der Strukturumbruch das Land enorm fordert. Die Wirtschaft ist aufgrund von Dauerniedrigzinsen, billigem Euro, langjährigen Exporterfolgen ebenso verwöhnt wie Verbraucher und Fiskus. Aber noch ist die Basis gut. Die zahlenmäßig starken Generationen gehen erst langsam in Rente. Es herrscht Vollbeschäftigung. Die Menschen sind noch immer recht zuversichtlich. Darauf lässt sich bauen.
Auch der Außenhandel sendet ein paar Signale der Zuversicht. Beim zweitwichtigsten Exportmarkt für Maschinen, China, gibt es einen Vorzeichenwechsel. Zwar schrumpften von Januar bis September die Maschinenauslieferungen um 0,7%. Im zweiten Quartal lag aber ein kleines Exportplus von 0,1% vor.
Fazit
Die Hoffnungen beruhen auf einer Lösung der belastenden Handelsstreitigkeiten. Kommt sie, werden die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr besser aussehen lassen als derzeit noch erwartet.