Trump lenkt im Zollkonflikt ein
Die USA und China werden sich im Zollstreit gütlich einigen. Die Verlängerung der Verhandlungsfrist ist bereits ein klares Signal. Auslöser für die „Zugabe": US-Präsident Donald Trump hat verstanden, dass die angedrohten Strafzölle gegen China ein dickes Problem für die US-Wirtschaft werden dürften.
Die Achillesverse der US-Ökonomie ist der Binnenkonsum. Knapp 70% des US-BIP basieren auf dem privaten Verbrauch. 2017 haben die USA Waren im Wert von 526 Mrd. USD aus China importiert – knapp 22% der Gesamtimporte. Allein 150 Mrd. Dollar waren elektronisches Equipment. Weitere 112 Mrd. Maschinen. Dann kommen Möbel und Beleuchtung mit knapp 35 Mrd. und Spielzeuge/Spiele mit 26,7 Mrd. USD. Ein sehr großer Teil sind also Waren des täglichen Bedarfs. Sattelt die US-Administration weitere saftige Strafzölle auf viele chinesische Produkte drauf, müssen diese teurer werden. Es ist meist Massenware und die Handelsmarge ist entsprechend gering. Das wird einem großen Teil der US-Konsumenten gar nicht passen. Zudem hat der eingeschlagene Kurs bisher nichts gebracht: Die USA verzeichneten 2018 mit einem Minus von 891 Mrd. Dollar in der Handelsbilanz das höchste Defizit seit 10 Jahren.
Strafzölle treiben Inflation an
Zölle gegen chinesische Produkte haben das Potenzial, eine Inflationsspirale anzustoßen. Das wiederum würde die US-Notenbank Fed in eine Zwickmühle bringen. Sie müsste dann unter Umständen eine Kehrtwende ihrer Kehrtwende vollziehen und die Zinsen doch weiter hochziehen. Genau das wollen aber weder Trump, noch die Notenbank selber. Sie hat ja gerade erst Abschied von ihrem Zinserhöhungspfad genommen. Man will die nachlassende Konjunktur nicht zusätzlich dämpfen, aber vor allem keinen (drohenden) Crash auf den Aktienmärkten provozieren (FB vom 4.3.)
Für Trump wären breite Preissteigerungen aber auch ein politisches Problem. Zwar würde es einige Monate dauern, bis diese Preiseffekte wirksam würden. Solche Effekte sind aber dauerhaft und hallen geraume Zeit nach. Darum ist absehbar, dass sie genau dann spürbare Wirkungen entfalten, wenn Trump sich ab Mitte 2020 wieder als US-Präsident zur Wahl stellt. Eine schwächelnde US-Konjunktur bei gleichzeitig anziehender Inflation sind für Trump keine guten Wahlkampfargumente. Auch er kennt Bill Clintons Siegesspruch von 1994 gegen den Republikaner George Bush d. Ä. „It's the economy, stupid".
Hinzu kommt Chinas Einfluss auf die Weltkonjunktur. Geht das chinesische Wachstum aufgrund des Zollstreits und neuer Sanktionen noch deutlicher zurück, als es Peking bereits vorgibt – anvisiert sind 6,0 bis 6,5% –, bremst das die gesamte Weltkonjunktur. Darunter würde auch die US-Wirtschaft merklich leiden.
Fazit: Die USA und China sind eine Schicksalsgemeinschaft. China finanziert das US-Defizit, mit dem die Amerikaner billige Waren aus dem Reich der Mitte kaufen. Strafzölle würden beide Länder massiv schädigen und Trumps Präsidentschaftswahlkampf zu einem mehr als schwierigen Unterfangen machen. Das weiß der Präsident (inzwischen).