Ungereimtheiten
Die US-Investmentbank Goldman Sachs vollzieht eine radikale Kehrtwende bei der Beurteilung des US-Dollars und sieht diesen auf 12 Monate bis auf 1,30 zum Euro anziehen.
Die Volkswirte von Goldman Sachs schätzen den Dollar neu ein. Gleichzeitig sehen sie den Euro eher skeptisch. Dabei gaben sie noch in den letzten Wochen die schwächste Einschätzung des Dollar unter den hier verfolgten Banken ab. Nun wurde in New York neu nachgedacht. Herausgekommen ist eine Dollar-Aufwertung für die nächsten 12 Monate bis auf 1,30 EUR/USD. Für die Zeit danach sind 1,20 EUR/USD die Orientierungsmarke der Goldmänner. Sie setzen darauf, dass die US-Wirtschaft die stärkste Erholung unter den G10-Staaten sehen wird. Damit dürfte sie auch die vorteilhaftesten Zinsen bieten. Dieser Faktor wird für 2014/15 als so stark angesehen, dass der gegenläufige Effekt eines in Boom-Zeiten steigenden Ölpreises auf die US-Leistungsbilanz, deren Defizit dann auf den Dollar drückt, überkompensiert wird. Zumal die eigene Ölförderung durch das Fracking diesen Effekt abmildert. Die Zinsprojektionen von Dollar- und Euro-Sätzen für die nächsten 12 Monate im GS-Tableau könnten allerdings auf unveränderte oder fallende Differenzen deuten. Das widerspricht der Ausgangüberlegung. Aus dem aktuellen Verhältnis 0,2% (USA) zu 0,3% (Euro) bei den Dreimonatssätzen soll ein 0,3% zu 0,2% zugunsten der USA werden. Die 10jährigen Laufzeiten sollen von 2,7% (USA) und 1,5% (Europa) in den kommenden 12 Monaten auf 3,4% (USA) und 2,5% (Europa) klettern. Der US-Vorsprung würde also von 1,2 auf 0,9 Prozentpunkte schrumpfen. Dennoch soll der Dollar auf 1,30 je Euro zulegen. Derzeit sind es 1,38 Dollar.
Fazit: Die Zinsprojektionen rechtfertigen keine so starke Aufwertung des Dollar, wie von Goldman Sachs prognostiziert.