Der Austritt Großbritanniens aus der EU träfe den deutschen Mittelstand hart. Besonders das exportorientierte produzierende Gewerbe ist stark auf dem britischen Markt engagiert. 2011 entfielen allein rund 8% der EU-Exporte von kleinen und mittleren Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, auf Großbritannien, weiß das Institut für Mittelstandsforschung, Bonn (IfM). Über den EU-Austritt stimmen die Briten am 23. Juni ab.
Entscheidend würde dann sein, welche bilateralen Abkommen Großbritannien und die EU aushandeln. Wollten die Briten vollen Marktzugang, müssten sie drei essentielle Vorgaben akzeptieren: fortgesetzten Arbeitsmarktzugang für Arbeitsuchende aus der EU, volle Akzeptanz der EU-Marktregulierung und Einzahlungen in den EU-Haushalt. Da aber die unkontrollierte Arbeitsmigration und die „Geldverschwendung“ der EU viele Briten überhaupt dazu bewegen, für den Austritt zu stimmen, dürften diese beiden Forderungen bis auf weiteres unannehmbar sein, schreibt Allianz Research.
Die Folgen: abweichende Wettbewerbsbedingungen, restriktivere Handelsvorgaben, eingeschränkte Niederlassungsrechte und eingeschränkte (Arbeitnehmer)-Freizügigkeit. Der exportwillige deutsche Mittelstand unterläge gesonderten Zollverfahren und unter Umständen auch höheren Zöllen. Unter Umständen müssten die deutschen Mittelständler wieder sowohl für den EU-Raum als auch für Großbritannien unterschiedliche Produktvarianten mit separaten Zulassungs- und Prüfverfahren erstellen, ergänzt das IfM.
Auch binnenmarktorientierte mittelständische Unternehmen wären von einem Brexit betroffen. Voran Zulieferer in der Automobilbranche und im Maschinenbau. Ein Rückgang der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auf der britischen Insel könnte nach einer Bertelsmann-Studie in der KfZ-Branche zu Realeinkommensverlusten von rund 2% führen.
Fazit: Die Kosten des Wirtschaftsverkehrs mit Unternehmen und Verbrauchern auf der Insel dürften nach einem Brexit deutlich steigen. Insofern dürfte die Bereitschaft insbesondere der mittelständischen Unternehmen sinken, mit Großbritannien Handelsbeziehungen zu pflegen oder gar neu einzugehen. Hier teilen wir die Meinung des IfM.