Weltwirtschaft ohne Motor
Die Weltwirtschaft wird – passiert kein Unglück – auch in den nächsten Jahren moderat wachsen. Doch ein kräftiger Motor fehlt.
Die Herbstprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute (RWI, IWH, IfW) tönen für den Euroraum weder in Dur noch in Moll. Eine „sehr moderate Entwicklung“, erwartet Prof. Stefan Kooths vom IfW Kiel. Besorgniserregend“ sei die Situation in Italien, besonders mit Blick auf den dortigen Arbeitsmarkt, heißt es aus Kreisen der Wirtschaftsforscher. In Frankreich seien die Vorzeichen ebenfalls „problematisch“. Dennoch: Konkret sieht das IfW Wachstumsraten für den Euroraum von 1,3% in 2015 über 1,6% in 2016 auf dann 1,8% in 2017. Die Weltwirtschaft fährt weiter mit angezogener Handbremse. 2,7% Plus macht sie in 2015, danach 3,1%, dann 3,2% (in US-Dollar gerechnet). Die USA expandieren mit 2,5% in diesem und 3% im nächsten und übernächsten Jahr. Die Arbeitslosenquote fällt von 6,2% auf 5%. Die britische Expansionsrate (Veränderung der tatsächlichen Produktion) beträgt 2,4% in diesem, danach 2,5% im nächsten und nur noch 2,2% in 2017. Das Problem in UK ist laut Kooths, dass die Briten die Folgen der Finanzkrise genau mit den Mitteln bekämpfen, die zur Krise führten: aggressive Geldpolitik, die u. a. die Hauspreise schon wieder anheizt. Die BRIC-Staaten fallen als Zugpferde aus. Brasilien muss aus der heftigen Rezession mit 2,5% Minus in diesem Jahr erst herauskommen. 0,2% plus werden es dort 2016, 2,0% dann 2017 sein. Russland startet bei -3,6% und schafft dann 1% und 2,6% in 2017. Hier kommen schlicht Basiseffekte zum Tragen. Indiens Wachstum schlafft ab: von 7% in diesem über 6,7% im nächsten auf 6,5% im übernächsten Jahr. China geht von 6,6% aktuell über 6,3% auf nur noch 6,0% runter. Das entspricht absolut allerdings immer noch einer Zuwachsrate von 14% in 2007. Die Inflation in den Industrieländern bleibt bei 1,5% bis 2,1% in 2017 niedrig. In den Schwellenländern liegt sie im Schnitt bei 5-6%. Risiken sehen die Konjunkturforscher in einem stärkeren Abschwung in China, einer neuen Immobilienblase in den USA (RWI), einem erneuten Aufflammen der Eurokrise (IWH) und Abwertungswettläufen (IfW).
Fazit: Die Erholung des Euroraums und der Weltwirtschaft geht insgesamt eher zäh vonstatten. Die Bilanzrezession durch den notwendigen Schuldenabbau ist nicht überwunden.