Lassen Sie sich nicht von der Einzelhandelsstatistik verwirren. Real 2,4% Rückgang im Weihnachtsmonat Dezember und gerade mal plus 0,1% im Gesamtjahr 2013 bedeuten nicht, dass die Deutschen konsumfaul wären. Mengenmäßig, so schätzt Uwe Krüger, Senior Consultant beim Institut für Handelsforschung in Köln und zuständig für Brancheninformationssysteme, kaufen sie möglicherweise sogar mehr ein als zuvor. Doch mehrere Effekte sorgen dafür, dass beim Blick auf die Einzelhandelsstatistik ein schiefes Bild entsteht. 1. der Zuordnungseffekt. Outlet-Center (Werks-Direktverkauf) ziehen immer mehr Publikum an. Doch was sie verkaufen, geht nicht in die Einzelhandelsstatistik ein. „Es handelt sich hier um den funktionalen Einzelhandel“, erklärt Krüger. Selbst der enorm wachsende Umsatz des Online-Händlers Amazon gehe nicht in die Einzelhandelsstatistik ein, vermutet er. Zudem zählt sich Amazon zur Logistikbranche. 2. der Wettbewerbseffekt. Nirgendwo ist der Preiswettbewerb im Einzelhandel so groß wie in Deutschland. Folge: Für dieselbe Summe gibt’s die doppelte Menge wie noch vor ein paar Jahren, ist sich Krüger sicher. „Leider gibt es keinen belastbaren Mengenindex.“ Möbelverkäufe würden gar nicht nach Stückzahlen erfasst. Zudem schöpfen die Dienstleistungen immer größere Anteile der Konsumausgaben ab. Gab’s die Brille früher auf Rezept, wird sie heute voll aus der eigenen Tasche bezahlt. Auch die Stromausgaben steigen von Jahr zu Jahr. Das ist alles Konsum. Aber statistisch werden diese Ausgaben als Dienstleistungen erfasst. Entsprechend sinkt auch die deutsche (saisonbereinigte) Sparquote von 11,7% in 2008 auf aktuell 10% – nur der (stationäre) Einzelhandel bekommt so gut wie nichts davon ab. Der Anteil an den Konsumausgaben lag vor Jahren bei 60 bis 65%, heute sind es 51%.
Fazit: Das traurige Bild rückläufiger Umsätze im Einzelhandel selbst im Weihnachtsgeschäft deutet nicht auf eine geringe Kauflaune der Deutschen. Möglicherweise kaufen sie mengenmäßig sogar mehr als zuvor.