Eine turbulente Börsenwoche liegt hinter uns – und weitere „Höllenritte“ erwarten uns möglicherweise noch. Mit 8.354 Zählern markierte der deutsche Aktienindex DAX sein bisheriges Jahrestief. Seit Mitte September summierten sich die Kursverluste auf mehr als 15%. Zeitweise herrschte Panik am Markt. Am Mittwoch verbuchte der DAX 300 Punkte Kursverlust. Einen Tag später sackte er um weitere 300 Zähler ab. Doch so rasant es nach unten ging, ging es wieder aufwärts. Ende letzter Woche kam es zu einer kräftigen Kurserholung an den Börsen. Bessere Wirtschaftszahlen aus den USA und verbale Beruhigungspillen der Fed nahmen die Börsianer zum Anlass, bei den gefallenen Kursen zuzugreifen.
Die „gesteuerte Hausse“, die wir in unserem Geldanlagebuch „Anlagechancen 2015“ beschreiben, lebte wieder auf. Es ist die Angst vor steigenden Zinsen, die die Börsen beunruhigt. Nachträglich finden sich immer wirtschaftliche Begründungen für einen Stimmungsumschwung. Diesmal soll das gestiegene Vertrauen der US-Verbraucher den Investoren wieder Mut gemacht haben. Der von der Universität Michigan erhobene Konsumklima-Index stieg im Oktober von 84,6 auf 86,4 Zähler – den höchsten Wert seit Juli 2007. Auch die zum Wochenende gemeldeten US-Baubeginne sorgten für gute Laune. Im September stieg ihre Zahl im Vergleich zum Vormonat um 6,3%. Volkswirte hatten nur mit einem Anstieg um 4,6% gerechnet. Die besseren wirtschaftlichen Daten stützen die These, dass der Aufschwung jenseits des großen Teichs an Fahrt gewinnt.
Allerdings bleibt der Markt weiter anfällig für Änderungen der künftigen Geldpolitik bzw. für eine Verknappung billigen Notenbankgeldes. Der Börsenaufschwung der letzten fünf Jahre wurde durch die reichlich vorhandene Liquidität befeuert. Schließt sich der Geldhahn nun und kommen vor allem kreditgehebelte Aktienkäufe durch Kursverluste unter Druck, müssen einige Investoren die Reißleine zeihen und Aktien verkaufen. Nun liegen die Hoffnungen vieler Börsianer auf einem QE-Programm der EZB. Wird künftig also auch die Europäische Zentralbank expansiver, dürfte dies die liquiditätsgetriebene Hausse weiter anfachen.
Der Richtungswechsel nach oben sollte nicht überinterpretiert werden, auch wenn die Lage, vor allem bei US-Aktien, wieder besser aussieht. Beim DAX ist der Kursumschwung bislang „nur“ ein Rücklauf an die untere Begrenzung des seit einem Jahr bestehenden Seitwärtstrends. Gelingt der „Wiedereintritt“ in die Seitwärtszone zwischen 9.000 und 9.800 Zähler, hellt sich das kurzfristige Bild weiter auf. Dreht der Markt nach Süden ab, ist mit einem Test der bisherigen Jahrestiefs zu rechnen.
Fazit: Der Aufschwung der Kurse ist bislang „nur“ eine technische Reaktion auf den starken Abwärtstrend seit Anfang September. Jetzt entscheiden die Unternehmensergebnisse, ob den Kursen im Bereich der früheren Unterstützung um 9.000 Punkte erneut die Luft ausgeht. Ein Wörtchen reden auch die Notenbanken mit ihren Aussagen zur Liquiditätsversorgung mit. Mutige Investoren steigen bei Kursrücksetzern vorsichtig wieder ein, sichern ihre Investments jedoch mit Stopp-Loss-Kursen ab.