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BIZ-Jahresbericht zur Weltwirtschaft

Zu viel Geld. Zu wenig Wachstum

Am Sonntag erscheint der Jahresbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Er wird sich mit der Malaise der Weltwirtschaft beschäftigen.
Es steht nicht gut um die Weltwirtschaft. Wer auf der „Insel der Seligen“ in Deutschland lebt, sollte das nicht übersehen: Viel zu niedrige Zinsen, zu schwaches Wachstum, viel zu geringe Produktivitätssteigerungen und ein seit dem Ausbruch der Schuldenkrise 2008 nochmals deutlich gewachsener Schuldenberg bei Staaten und Privaten prägen das internationale Bild. Am Sonntag wird die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eine entsprechende Warnung öffentlich machen. Dann erscheint ihr Jahresbericht. Er untersucht die Gefahren der Niedrigzinspolitik der Notenbanken und wird dazu eine kritische Position einnehmen. Die BIZ wird sich damit beschäftigen, ob der Mitteleinsatz – die Liquiditätsflut – das erzielte Ergebnis rechtfertigt. Und sie wird dies infrage stellen. Im Fokus der BIZ-Kritik wird das schuldenfinanzierte Wachstumsmodell stehen. Wir haben es schon in unserem Report 1998 „Hält das Weltfinanzsystem?“ in Zweifel gezogen. Die Politik kümmert sich zu sehr um die Steuerung der Nachfrage, anstatt durch kluge Strukturpolitik für steigende Produktivität zu sorgen. Unsicherheit rührt daher, dass die Experten der Wissenschaft mit einem Erkenntnisproblem kämpfen. Bis jetzt gibt es keine schlüssige Erklärung für den siechen (Dauer-)Zustand der Weltwirtschaft. Ein Ansatzpunkt könnte darin liegen, dass in einem grenzenlosen Finanzsystem rein nationale Finanzpolitiken (wie die der Fed) im Gesamtsystem mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen auch für die heimische Wirtschaft bringen. Das alles „riecht“ nach Vorstößen für eine weitere internationale Koordinierung der Notenbankpolitiken. Es steht allerdings im Widerstreit damit, dass die Notenbanken zu Handlangern nationaler und regionaler Politik geworden sind. Die Fed unterstützt die US-Regierung, die EZB den Euroraum mit seinem grotesken Griechenlandproblem, die Bank von Japan schon lange das Tokioter Regime. Dass sich die Maßnahmen (Geldflut) ähneln, hat wenig mit Koordinierung zu tun. Die Notenbanken stabilisieren kurzfristig Produktion und Inflation, verlieren aber die langsamer (und wuchtiger) verlaufenden Finanzzyklen aus den Augen. Die Politik muss sich sputen. Der unerwartet niedrige Ölpreis bietet eine Galgenfrist. Er dämpft die Inflation und sorgt mit dafür, dass die Zinsen unten, die Rahmenbedingungen damit beherrschbar und in den meisten Volkswirtschaften expansiv bleiben. Doch die gesellschaftlichen Trends in den Industrieländern laufen konträr zu den Forderungen, die wir am Sonntag von der BIZ erwarten. Sie deuten vielmehr darauf hin, dass sich die (alternden) Bevölkerungen eine Atempause wünschen. Das heißt im Kern: Es besteht der Wunsch nach mehr staatlichen Leistungen, weniger individueller Anstrengung, mehr Konsum und nachfrageorientierter Politik als nach Eigenanstrengung, Wettbewerb und angebotsorientierter Strukturpolitik.

Fazit: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Schön wär’s. Die naturgemäß im Mittelpunkt der BIZ-Kritik stehenden Notenbanken haben noch kein schlüssiges Konzept. Und die Politik ist weit davon entfernt, das schuldenfinanzierte Wachstumsmodell zu überwinden. Wir müssen uns auf schwierige Jahre einstellen.

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