Konzerne ohne Herz
Die DAX-Konzerne zeigen wenig Herzblut bei der Kommunikation ihrer internen Regelwerke zur Einhaltung von „Unternehmensgesetzen“, den Compliance Management Systemen.
Bei der Offenlegung des Herzstu?cks der Unternehmens-Compliance ist die Bandbreite unter den DAX 30 groß. Viele Unternehmen halten sich zu ihrem Compliance Management System (CMS) erstaunlich bedeckt. Damit ist auch nicht ausreichend zu erkennen, wie sie die Einhaltung unternehmensinterner Regelwerke kontrollieren wollen. Das ergibt eine aktuelle Studie der FUCHSBRIEFE, in der wir zusammen mit einer fünfköpfigen Experten-Jury die Transparenz der Compliance-Systeme der größten deutschen Konzerne untersuchen.
Bei Vonovia und Beiersdorf findet sich in öffentlichen Dokumenten so gut wie nichts zum CMS. Die Lufthansa berichtet nur Allgemeines, aber nichts zur Struktur und Arbeitsweise. Das ist aber notwendig, wenn sich ein Investor ein Bild machen will. Gute CMS zeichnen sich dadurch aus, dass eine klare Verbindung zum Vorstand und zum Aufsichtsrat besteht. Der Chief Compliance Officer muss durchsetzungsfa?hig sein und es sollten nicht interne Silos von Innenrevision, Legal usw. bestehen oder gar gegeneinander arbeiten. So wird bei der Allianz und bei RWE aus den veröffentlichten Informationen nicht ganz deutlich, wo die Compliance Abteilung u?berhaupt angedockt ist. Da kann man nur hoffen, dass es wenigstens intern klar ist.
Umfassend zeigt sich das CMS nur bei Siemens, ThyssenKrupp und – mit kleinen Abstrichen – bei der Deutsche Telekom. Siemens und die Deutsche Telekom vero?ffentlichen sogar eine aussagefa?hige Statistik zur Zahl der Schulungen, der Verdachtsfa?lle und der Disziplinarmaßnahmen. Wichtig ist auch zu sehen, ob die personellen Ressourcen den Aufgaben gewachsen sind. Zudem sollte das Unternehmen Externe zur regelma?ßigen U?berpru?fung des CMS einsetzen. Es sollten auch klare Ziele formuliert sein und eine Risikoanalyse vorliegen. Ein Whistleblower-System sollte so ausgelegt sein, dass gutgla?ubige Hinweisgeber geschu?tzt werden. Siemens schafft hier die volle Punktzahl (40). Der Median im DAX liegt bei 19,8.
Fazit: Nach den jüngsten Kursverlusten durch Dieselgate und den Kartell-Selbstanzeigen der Autobauer ist klar, dass Compliance ein zentrales Thema ist. Doch die Regelwerke der DAX 30 wirken von außen meist unvollständig. Und das birgt (hohe) Risiken für Investoren.
Hinweis: Mehr zum FUCHS-Compliance-Rating erfahren Sie unter https://tinyurl.com/y99pe4vj.